Im Frühjahr 2021 hat der DAV-Landesverband Sachsen beschlossen einen Felskader zu gründen. Der Felskader Sachsen ist innerhalb des Vorstands an die Landesjugendleitung gebunden. Er soll 12 ambitionierten und motivierten Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen die Möglichkeit geben, über einen Zeitraum von zwei Jahren ihr Felskletterkönnen zu verbessern. Durch organisierte Trainingswochenenden und spezielle Trainingsschwerpunkte soll das Wissen und die Erfahrungen der Mitglieder des Felskaders in den verschiedenen Spielarten des Felskletterns gemeinsam im Team erweitert und gefestigt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei im Klettern an den heimischen Felsen in Sachsen und besonders an den Sandsteinfelsen der Sächsischen Schweiz.
Ausbildungsinhalte
Die Ausbildung der Felskader-Athlet*innen umfasst ingesamt 13 Module verteilt über 2 Jahre.
Am 22. April 2023 fand das Sichtungstreffen für die zweite Felskadergeneration statt. Sechs Athletinnen und sechs Athleten bilden nun das Team des Felskader Sachsen 2023/24.
Lehrgänge 2023
21.-23.04.2023
12.-14. Mai 2023
Endlich war es so weit! Das neue Felskaderteam hat sich zum ersten Mal zusammengefunden und das gleich an einem mit Inhalten prall gefüllten Wochenende. Nachdem am Freitagabend mit der Zeit und mitgebrachten Regenschauern alle eingetrudelt waren, wurde fleißig gekocht, gequatscht und sich besser kennengelernt. Als alle satt vom Essen waren, gingen in der SBB-Hütte im Bielatal die Lichter aus. Am nächsten Morgen wurde nach einem ausgiebigen Frühstück noch eine kleine Yogaeinheit eingelegt und schon stand Dr. Aniko Saß vor der Tür. In einem ganztägigen Workshop zum Thema „Erste Hilfe“ haben wir zusammen verschiedenste Gefahren besprochen, konnten Fragen stellen und haben uns Lösungen überlegt. Das Besprochene wurde gleich in die Tat umgesetzt. Auch wenn es hoffentlich nie zu einem Notfall kommen wird, wissen wir jetzt, wie wir uns in verschiedenen Situationen verhalten müssen. Tipps, um die Ruhe zu bewahren, eine Verletzung im Hüft- oder Beckenbereich behandeln, kreative Wege, um einen Verletzten abzutransportieren, Reanimation und vieles Wichtiges mehr. Alles wurde tüchtig geübt und auch die Bergwacht im Bielatal hat einen kurzen Besuch von uns bekommen. Weil es sich alle gewünscht haben, gab es danach noch eine Einheit zur Verletzungsprävention beim Klettern. Ein letzter Programmpunkt nach dem vorzüglichen Abendessen blieb aber noch: das Logo des Felskaders üben. Das muss schließlich sitzen, wenn man sich am nächsten Tag ins Gipfelbuch einträgt.
Aufgrund des Wetters sind wir am Sonntag zeitig zum Papststein und der großen Hunskirche gefahren, um uns dort auszutoben. Dabei sind wir viele schöne, anspruchsvolle Wege zusammen geklettert. Die Kletterpartner*innen wurden stetig durchgewechselt, damit man sich auch am Felsen gegenseitig kennenlernt. Nicht nur alle Kletternden in den Routen sahen top aus, sondern auch die Felskader-Logos im Gipfelbuch sind schick geworden. Später musste natürlich noch das am Abend vorher in der Theorie besprochene Doppel-UFO für den Schulterriss getestet werden. Reinsetzen hält es immerhin… ;) Damit ging ein schöner gemeinsamer Klettertag zu Ende, an dem jeder zufrieden nach Hause fahren konnte.
Wir hatten ein wunderbares Wochenende zusammen, bei den wir viel über uns, Erste Hilfe am Fels und unser Felskaderteam gelernt haben. Danke an alle, die geholfen haben und ganz besonders an Aniko Saß für den super Workshop.
Text: Beatrice Vergossen und Franz Müller
07.-09.07.2023
Für den zweiten Lehrgang des Felskaders reisten wir mit unterschiedlichsten Wahlfahrzeugen zu den Schrammsteinen an. Manche nähern sich der Freiberger Hütte mit dem Fahrrad und werden von den motorisierten Reisenden auf den letzten Metern angefeuert, wieder andere genießen im Bus etwas Musik. Vor der Freiberger Hütte angekommen, kosten wir auf der Wiese vor der Hütte etwas von der Nachmittagshitze und stellen ein neues Gesicht in der Runde fest. Es sind sogar drei, denn die beiden Hüttenbesitzer*innen haben sich auch zu uns gesellt. Speziell zu diesem Lehrgang dabei ist Klaus, Psychologe und allgemeiner Kletterenthusiast. Er wird uns die kommenden Tage begleiten und uns helfen, etwas in uns hineinzuhorchen. Das Thema dieses Wochenendes ist nämlich die Psyche, mentale Fähigkeiten und der Umgang mit Angst. Themen, die besonders hier im Sandstein ganz besonders wichtig sind.
Der erste Tag fängt mit einer theoretischen Einheit an. Nach morgentlichem Yoga und einem sonnigem Frühstück, platzieren wir uns auf der Wiese vor dem Haus und lernen über psychische Gesundheit, Balance und deren Verbindungen mit dem Klettern. Heute steht vor allem Introspektion im Mittelpunkt. Jede*r bekommt ein Büchlein, um für sich Fragen zu beantworten, die zur Selbstreflektion einladen sollen. Wie können wir unsere mentale Stärke verbessern, ohne dass dies selbst zum Druck wird? Wir sprechen viele Themen an, die uns rund ums mentale Wohlergehen beschäftigen. Außerdem geht es um das Wohlbefinden innerhalb des Teams. Was ist uns wichtig, damit es allen gut geht? Wie wollen wir miteinander kommunizieren, sei es in der Tour mit unseren Seilpartner*innen oder untereinander in der Gruppe? Denn nur wer sich wirklich wohlfühlt, kann mit klarem Kopf in schwere Touren einsteigen.
Da es allen nach so vielen Fragen und Gedanken noch ordentlich in den Fingern kribbelt und die Sonne mittlerweile auszuhalten ist, machen wir uns auf zum Fels.
Das Gelernte will schließlich auch umgesetzt werden. Also wandern wir zum nahegelegenen Falkenstein, um den Sonnenuntergang auf dem Gipfel zu erwischen. So klettern fast alle zum Tagesabschluss einige Seillängen zum Gipfel, manche mehr und manche weniger pläsierig. Zusammen genießen wir die Aussicht vom Falkenstein und schauen den letzten Sonnenstahlen beim Verschwinden zu. Kurz vor dem Einbruch der totalen Dunkelheit sind alle wieder am Einstieg des Schusterweges versammelt und wir brechen zum Rückweg auf. Das Abendessen ist zum Glück schon vorbereitet, so dass wir nach einem so langen Tag auch schon bald im kuscheligen Bett liegen.
Am Sonntag haben wir dann ein wenig mehr Zeit zum Klettern und fahren dafür zum Honigstein. Wir besprechen nochmal einige Übungen und Gedanken, die wir uns beim Klettern selbst machen können. Trotz der Hitze, die uns an diesem Juliwochenende zu schaffen machte, konnten wir ein paar schöne Wege klettern und uns dabei mit unserer Psyche auseinandersetzen. Die paar sonnigen Tage endeten am Sonntagnachmittag mit Verabschiedung in den Sommer.
Danke für diesen wunderbaren Lehrgang an alle die geholfen haben und besonderen Dank an Klaus.
Text: Franz Müller
22.-23.09.2023
Unser letzter Lehrgang lag noch nicht lange zurück, trotzdem waren wir hochmotiviert für ein weiteres Felskaderwochenende und trafen uns Ende September erneut. Diesmal, um die nächsten Tage am kleinen Lorenzstein zu verbringen.
Nachdem wir am Freitag Essen, Wasser, Seile, und noch mehr in die Boofe an besagtem Gipfel transportiert hatten - was gar nicht so einfach war, da wir alle mit der S-Bahn angereist waren - wurde der Abend mit einer großen Portion Chili sin Carne abgerundet.
Am nächsten Morgen stießen noch ein paar AthletInnen dazu und wir konnten nach leckerem Kuchen zum Frühstück in unseren schicken neuen Felskader T-Shirts in den Tag starten. Wir verteilten uns zunächst auf verschiedene Routen am kleinen Lorenzstein, um mit dem praktischen Teil dieses Lehrgangs anzufangen. Passend zum Thema Sturztraining übten wir jeweils zu zweit die Sensorhand, eine Sicherungstechnik für angenehm weiche Stürze, welche besonders beim Sichern von leichteren Kletternden sinnvoll ist. Die kletternde Person konnte währenddessen mehr und mehr mit dem Stürzen vertraut werden und z. B. auch mal testen, wie unterschiedlich es sich anfühlt, wenn man am Fels von der Seite oder von verschiedenen Höhen fällt. Dabei war uns die Absprache und das Vertrauen im Team wichtig. Außerdem achteten wir sehr darauf, dass alle nur so stürzten, wie sie sich wohl dabei fühlten und das auch entsprechend kommuniziert wurde.
Unterstützt wurden wir beim Sturztraining an diesem Wochenende von Doreen Krause, die uns einiges von ihrer Erfahrung und Begeisterung fürs Klettern im Elbsandsteingebirge mitgegeben hat.
So verbrachten wir den Tag mit Stürzen, Sichern und ein paar netten Wegen am Wandfuss, bevor wir uns bei Sonnenuntergang alle gemeinsam auf dem Gipfel trafen. Damit hatten wir einen echt schönen Abschluss dieses Klettertages. Während der eine oder die andere noch mit Stirnlampe projektierte oder eine Schaukel über der Boofe aufbaute, gab es wieder Chili sin Carne. Diesmal bevorzugten einige dann doch lieber Brot mit Käse, da das Chili nun schon etwas prickelig schmeckte.
Der Sonntag hatte auch noch einiges an Input zu bieten. Zusammen mit unserem zweiten Gast Frank Wehner, testeten wir verschiedenste Sicherungsmöglichkeiten am Standplatz. Ziel war es, das Standplatzbauen sicher zu beherrschen und die Unterschiede zwischen HMS, Grigri oder MegaJul u. a. auszuprobieren, wenn der/die KletterpartnerIn in den nächsten Ring stürzt. Der Favorit der Meisten wurde das Sichern mit dem HMS. Nach diesen ganzen gesammelten Flugmetern waren wir bald fix und fertig und unser Klettertag fand ein relativ zeitiges Ende.
Danke noch mal an Doreen und Frank und auch alle anderen, die dieses Wochenende wieder superschön und erlebnisreich gemacht haben.
Text: Luisa Häntsch
18.-19.11.2023
Diesmal ist der Treffpunkt die SBB Vereinshalle. Einige kommen früher, um sich vor dem gemeinsamen Abend noch an bunten Griffen auszutoben. Nach und nach versammeln sich alle im Sportraum im ersten Stock. Der wird für den Abend ein wenig zweckentfremdet und zu einem gemütlichen Camp umfunktioniert. Es wird geschnippelt, gekocht und, um den Raum nicht ganz seiner Funktion zu berauben, sich gedehnt. Beim gemeinsamen Essen wird dann der Plan für das Wochenende erörtert:
Am Samstag wollen wir gemeinsam ins Boulderdrom fahren, wo uns Kai Gilbrich einen Workshop über Verletzungsprävention gibt. Für Sonntag wird der Vorschlag in die Runde getragen, zusammen Brückenspringen zu gehen. Während das in einigen pure Vorfreude auslöst, bedeutet es für die eine oder den anderen auch gehöriges Muffensausen. Dennoch oder vielleicht deswegen entscheiden wir uns dafür. Nach dem die letzten Reste Curry verschlungen sind, rollen wir uns in unsere Schlafsäcke und kommen mit Hilfe eines Beamers in den Genuss eines Kletterabenteuers im Karakorum.
Am Samstag fahren wir gemeinsam ins Boulderdrom, wo wir den ersten Theorieteil zur Prävention von Verletzungen anhören. Kai Gilbrich fokussiert das Thema zunächst auf die häufigsten Kletterverletzungen und deren Ursachen. Dann fragt er in der Runde, nach persönlichen Erfahrungen und geht besonders auf diese ein. So haben seine vorgeschlagenen Methoden sofort Anwendung, denn die wenigsten von uns haben noch keine Verletzungserfahrung gemacht. Was allgemein zu gelten scheint: Aufwärmen ist wichtig! Also geht’s direkt an den praktischen Teil. Wie gestaltet man effizient ein sinnvolles WarmUp? In Gruppen erarbeiten wir für verschiedene Bereiche des Körpers einen Vorschlag. Während der Geruch von verbranntem Toast in der Luft hängt, teilen wir im Kreis unsere verschiedenen Routinen. Jetzt sind wir auf jeden Fall warm. Gut so, denn wir werden vom Boulderhallenpersonal informiert, dass das Nachbargebäude brennt und wir die Halle schnellstmöglich verlassen sollen. Es werden noch schnell Jacken und Schuhe geschnappt und schon geht es raus in die knackige Frische. Wir sammeln uns auf dem Parkplatz vor der Halle und wärmen uns weiter auf. Immerhin haben noch nicht alle Gruppen ihre Vorschläge geteilt und ein bisschen Bewegung schadet in der Kälte auch nicht. Im Hintergrund prangt spektakulär eine Rauchsäule. Irgendwann haben wir uns allerdings genug aufgewärmt und so warten wir in der Sonne darauf, dass die Feuerwehr uns erlaubt unsere Taschen zu bergen. Während wir warten, nimmt sich Kai viel Zeit, um auf individuelle Verletzungsgeschichten einzugehen und gibt maßgeschneiderten Rat.
Der zweite Theorieteil folgt, nachdem wir unsere Rucksäcke aus dem Boulderdrom befreien durften, im SBB-Vereinszentrum. Wir betrachten weitere kletterspezifische Verletzungen und probieren kurz darauf Präventionsübungen am eigenen Leib aus. Außerdem bekommen wir noch einen Spezialkurs im Fingertapen. Am Sonntag treffen wir uns in Dittersbach Dürrröhrsdorf zum Brückenspringen, wo wir uns nach und nach auf einer stillgelegten Bahnbrücke versammeln. Alle haben sich auf ihre Weise vor der Kälte gewappnet. Es gibt Tee in rauen Mengen, Isomatten und so manche*r hat sogar einen Schlafsack dabei. Zu gemütlich wird es allerdings nicht, denn schon bald sind alle Vorkehrungen getroffen und das Spektakel beginnt. Die Ersten dürfen sich einbinden und über das Geländer klettern um sich da, sofort oder nach kurzem verharren, in die Tiefe zu stürzen. Ausgelassen und/oder angespannt reiten wir auf den Adrenalinwellen die das Beobachten der anderen oder der eigene Sturz auslösen. Jede*r hat sich heute ein Ziel gesetzt. Manche wollen den Sprung das erste Mal wagen, andere eine neue Art zu springen ausprobieren. Alle fordern sich. Und alle werden belohnt. Mit einem kurzen Flug im freien Fall, ausgelassener Stimmung und sogar einem Regenbogen der fast kitschig den Himmel ziert. Der Tag hat sich gelohnt, und wir können beschwingt den Heimweg antreten.
Text: Beatrice Vergossen
20.-21.01.2024
16.-17.03.2024
Für unseren Felskader-Lehrgang, bei dem es ums Rotpunktklettern am Limit gehen sollte, fuhren wir ins Frankenjura. Nach einer dreistündigen Autofahrt, bei der wir mit Chips und Kuchen gut versorgt waren, erreichten wir in Egloffstein die Hütte des DAV-Nürnbergs welche nach dem Erfinder des Bühlerhakens, Ossi Bühler benannt wurde. Der Abend wurde mit Linsenbolognese kochen, Haare schneiden und gemeinsam Kreuzworträtsel, Sudokus und kniffligen Bildersuchrätseln aus den Klatsch-Heften, die eigentlich schon verfeuert werden sollten, lösen verbracht.
Am nächsten Morgen ging es nach einem Erfahrungsaustausch, darüber was für uns wichtig fürs Projektieren ist (Motivation, Beta aufschreiben, Kaffee, Pausieren, liebe Sicherungsleute, Clips skippen, Putzen, Gesundheit, Geduld, Atmung, das richtige Outfit…) auch schon los. Janina Reichstein und Hanna Kallweit, die als Locals am Wochenende zu Gast waren, hatten für uns ideale Sektoren rausgesucht, aber da es typisch für Franken regnete waren die Einstiege bei der Grünen Hölle abgesoffen, weshalb wir uns für die Burg Rabenstein entschieden. Schnell hatten alle eine spannende Route im Blick, sodass wir unter anderem Solarium 9- (Emilia und Luisa), Nürnberger Weg 7 (Bea und Lina), Anti Blockier System 9+ (Johann, Jakob, Pepe), Lindener Butjer 8 (Sina, Bea, Luisa) und Cool Down 9- (Franz und Emilia) projektierten. Rowan fand verletzungsgerecht sogar einen leichten Weg auf einen durchaus lohnenden Gipfel, den Rabensteinwächter.
Nach dem Hüttenputz am Sonntagmorgen hingen wir nicht weniger motiviert und bei trockenerem Wetter erneut in unseren Projekten. Trotz schon beanspruchter Finger von den etlichen Leisten und Fingerlöchern am Vortag, wurde dann noch die eine oder andere Rotpunkt-Begehung gemeistert. Aber auch alle gescheiterten Projekte haben uns definitiv mit Spaß, Erfahrung und Muskelkater bereichert. Ansonsten waren wir bestimmt nicht das letzte Mal im Fränkischen und so ein Projekt kann auch beim nächsten Trip bewältigt werden. Zum Beispiel beim kommenden Petzl-Festival zu dem wir erneut gemeinsam ins Frankenjura fahren.
01.-05.05.2024
Mit viel Vorfreude darauf, unser Können im Risseschrubben zu verbessern und beeindruckende Sandsteintürme zu bezwingen, fuhren wir Anfang Mai nach Adršpach.
Zunächst konnten wir uns in kurzen Übungsrissen mit dem Schulterrissklettern vertraut machen. Hierbei wurde sich Zentimeter für Zentimeter hochgekämpft, jedoch hatten wir besten Support von Stephan Gerber (aka Sebbo) und Doreen Krause, die uns als erfahrene Adršpach-Fans bei unserem Trip begleitet haben. Das überaus trockene Wetter hat uns sehr erfolgreiche Klettertage ermöglicht, an denen wir einige beeindruckende Gipfel in der malerisch schönen Felsenstadt erklettert haben. Ein Highlight war die Besteigung von Bürgermeister und Bürgermeisterin. Dani und Franz kletterten den Alten Weg auf den Bürgermeister und Johann und Pepe zeitgleich Illjas Vermächtnis auf die Bürgermeisterin, sodass sie eine Seilbahn zwischen beiden Gipfeln spannen konnten, die auch die Touristen zum Staunen brachte. Ein weiterhin begehrter Weg war die Talkante auf die Stefanskrone, die durch gleich drei Seilschaften, bestehend aus Emilia, Doreen, Johann, Rowan, Jakob, Sebbo, Dani und mir begangen wurde. Mein persönliches Highlight war noch der Alte Weg auf den Krug mit Emilia und Dani fand die Sonnenwende auf den Bürgermeister am besten. Für Pepe, Jakob und Johann waren zudem die Modewelle an der Burg, sowie Geißel Gottes am Schwarzen Adlerweibchen beeindruckend. Auch der Alte Weg auf den Weißen Wal, vorgestiegen von Sebbo, hat uns mit seiner Mischung aus langem Spreizkamin, querender Reibung und einem exponierten Handriss äußerst gut gefallen.
Abgesehen von diesen spannenden großen Linien haben uns auch zwei Baustellen Nerven gekostet und viel Freude bereitet. Zunächst haben wir als Mädelsbaustelle Stufenweise auf das Jägerlein gemeistert, wo wir mit Verstärkung dann doch Erfolg hatten, Emilia zu bauen, die sich mutig den sandigen Ausstieg hochgetraut hat.
Noch am gleichen Tag nahmen wir Lustiger Astronaut auf den Mayor Tom in Angriff. Bei dem 2019 durch die Aussteiger erstbestiegenen Gipfel hofften wir auf eine niedrige Besteigungszahl. Vierstöckig übereinandergestapelt, mit unten Franz, Jakob und Rowan und darüber Johann, Pepe und mir waren wir schließlich groß genug und schafften es auf den Gipfel. Beim Öffnen des Gipfelbuchs stellten wir fest, dass wir die zweite Besteigung des Gipfels und damit auch erste Wiederholung des Weges hatten! Bei so vielen begeisterten Nachsteigenden war es dann gar nicht so einfach, für alle Platz auf dem Gipfel zu schaffen.
Die fünf Tage Adršpach haben unser Gruppenmiteinander und jede/n einzelne/n sehr bereichert, sodass wir alle ein bisschen was an neuen Risstechniken, Mut, Motivation, schönen Erinnerungen oder zumindest Schürfwunden mitnehmen konnten. Danke daher an Sebbo und Doreen, dass ihr eure Begeisterung für dieses Klettergebiet mit uns geteilt habt.
Nach der tollen, erlebnisreichen Zeit war es ziemlich schade, am Sonntag zurückzufahren. Sicherlich dauert es aber nicht lange, bis wir diese grandiose Felsenstadt wieder besuchen.
Text von Luisa Häntsch
07.-09.06.2024
Lässt es sich Anfang Juni bei 26 Grad und Sonne überhaupt schwer in Sachsen klettern? Welche, vielleicht schweren, Touren würden uns am Wochenende erwarten? Und vor allem: In welche Geheimnisse der Kunst würden uns die beiden Schwerkletterer-Koryphäen Robert Leistner und Tobias Wolf einführen?
Vorfreudig und überpackt startete die Anreise zum Lehrgang, für die meisten von uns auf dem Fahrrad. Eine Waffel Eis später fanden wir Freitagabend unseren Platz im Bettenlager der Radeberger Hütte oder in der benachbarten Boofe.
Samstagmorgen trafen wir uns auf einem Parkplatz kurz vor Schmilka mit Robert Leistner. Dort bemerkten wir, dass wir Lina auf der Hütte verloren hatten. Nachdem die Gruppe vervollständigt wurde, begann der sachsen-typisch, lange, Zustieg zum Turm am verborgenen Horn. Dort angekommen konnten wir uns im starken Wind von den guten Bedingungen in den exponierten Ost-, Süd- und Westwänden überzeugen. Robert Leistner erklärte uns warum wir den langen Zustieg zu seinem Lieblingsgipfel als das ideale Ziel für die heutigen Temperaturen und Windrichtungen unternommen hatten. Wir bekamen die Aufgabe ohne Kletterführer die Wände zu betrachten und Touren auszusuchen, von denen wir uns angesprochen fühlten. Unter Zuhilfenahme des Kletterführers besprachen wir lohnende Touren, Risiken und Möglichkeiten schwere Touren in brüchigem Fels zu versuchen. Wir sollten uns den schweren Touren durch leichtere annähern und heute nicht aussteigen. Von diesem Input beflügelt, erkundeten wir den Turm am verborgenen Horn. Robert feuerte uns kräftig an oder gab uns Beta-Tipps. Versuche im Bergkameradenweg, Heile Welt, Riesenwarze, Way of Life, Genusskruste, Indianerland, Pustekuchen, Okzidentale und im Erwartet Unerwarteten waren Lohn des Tages. Zum Abschluss des Klettertages stiegen wir den AW gemeinsam auf und ab. Zurück auf der Hütte aßen wir Curry mit Salat und lauschten Robert, wie er am Lagerfeuer Bildbände über das sächsische Klettern kommentierte. Einzigartig waren auch seine Tourenbücher teils mit Topos, in denen er seine Klettertage oder Erstbegehungen festgehalten hatte. Dieser Einblick in einen Kletterwerdegang motivierte so manche*n von uns, wenn nicht schon vorhanden, ein eigenes Begehungsbuch anzulegen.
Viel zu früh begann auch schon der Sonntag, an dem wir die Hütte zu räumen und putzen hatten und Klos leeren mussten. Ungewollt ließen wir Tobias Wolf deshalb warten, der am liebsten schon frühmorgens mit uns gestartet wäre. Im kleinen Zschand angekommen begann unser Klettertag schließlich mit einem noch längeren Zustieg als Tags zuvor. Ganz im Sinne der Effizienz wusste Tobias diesen zur Wissensvermittlung zu nutzen. Er schlüsselte uns die gleichwertigen Faktoren Erfahrung, Felsgefühl, Bedingungen und Kraft auseinander und warb für den Rotpunktgedanken, den Tobias in den speziellen Bedingungen unseres Sandsteins eifrig umsetzt. Tobias Kernbotschaft war, nicht beim AF schwerer Touren stehen zu bleiben, sondern diese Rotpunkt klettern zu lernen.
Genau das, sollten wir in einem Tagesprojekt umsetzen. Am Elfiturm angekommen begannen wir zunächst uns an zwei leichteren Touren mental einzustimmen. Anschließend sollten wir eine Tour AF klettern und besonders effizient ausbouldern. Vor allem das auf das ausbouldern, merken und wiedergeben der Cruxzüge wurde wert gelegt. Im anschließenden Rotpunktversuch zollten die dünne Haut und Abnutzungserscheinungen des Wochenendes ihren Tribut. Tobias musste konstatieren, dass es bei keinem so richtig gut funktioniert hat. Aber nicht schlimm, konnten wir doch trotzdem ungeheuer viel lernen und uns für die Zukunft mitnehmen.
Robert und Tobias zeigten uns: Gewusst wo, geht schwer klettern auch bei 26°C. Außerdem gibt es zum Schwerklettern unterschiedliche Zugänge. Was es aber ganz sicher braucht sind Herz, Kopf und lange Zustiege.
Der Felskader bedankt sich herzlich bei den Freien Kletterern Radeberg, bei Robert Leistner und Tobias Wolf!
Text: Bea Vergossen
26.-27.10.2024
Auf unseren Lehrgängen nimmt die Wissensvermittlung zu den Lehrgangsthemen üblicherweise einen großen Raum ein. Für das eigentliche Klettern bleibt dann mal mehr, mal weniger Zeit übrig. Ganz anders diesmal: Für dieses Wochenende haben wir uns explizit zum gemeinsamen Klettern getroffen. Allerdings wurde nicht nur geklettert:
Auf Rowans Initiative hin, konnten wir ein Team für das parallel stattfindende Bergsteigerfußballturnier aufstellen. Da sich vor allem unsere Athletinnen als Ball-avers entpuppten, mussten wir unsere Mannschaft durch 2 Kletter-Freunde aufstocken. Und so standen wir Samstagmorgen mit 8 Herren und 1 Dame in Bad Schandau-Rathmannsdorf auf dem Rasen. Neben einem reinen Frauen-Team waren wir damit die einzige Mannschaft mit Frauenanteil. Im freundschaftlichen Wettstreit konnten wir uns gegen die 8 Mitwettbewerber behaupten und mit einigen Filmreifen Toren schließlich einen soliden 3. Rang erspielen.
Das Bergsteigerfußballturnier ist eine traditionelle Besonderheit der Sächsischen Kletterkultur: Abgesehen von einer Unterbrechung 1983, findet das BFT seit 1965 kontinuierlich statt. 1974 gewann eine Mannschaft aus Adersbach. In jüngerer Vergangenheit wurde teils auch in schweren Bergschuhen gekickt.
Während unserer Turnierteilnahme konnten unsere Mädels lohnende Touren in der Muschelkopf-Gipfelgruppe klettern, hier ein kurzer Auszug:
- VIIIa Sonne, Mond und Sterne - Muschelkopf (bis 6. R)
- VIIa Feine Sahne Fischfilet - Heringschwanz
- VIIIa Südwand - Heringsgrundnade
- VIIa AW - Heringsgrundnadel
Nach der gemeinsamen Hüttenübernachtung in Schmilka, ging es Sonntag dann zum Lehnriff. Bei bestem Herbstwetter spürten wir den Muskelkater vom Vortag deutlich. Trotzdem gelangen uns tolle Anstiege wie etwa:
- VIIIc Gute Zeiten schlechte Zeiten - Zweiter Lehnsteigturm
- VIIIb Zitterbacke - Dritter Lehnsteigturm
- VIIIb Schwarzer Streifen - Dritter Lehnsteigturm
- VIIIb Lehnsteigwand - Dritter Lehnsteigturm
- IXc Allerletzte Chance - Lolaturm
- VIIIb Direkte Herbstvariante - Lolaturm
- VIIIc Rissarme Verschneidung - Lehnwand
Das gemeinsame Klettern und Kicken hat uns große Freude bereitet.
Wir bedanken uns beim TK Berglust 06 und den Veranstaltern des Bergsteigerfußballturniers 2024.
Text: Daniel Holzwarth
Lehrgänge Felskader 2021/22
2021 und 2022 startete das Projekt Felskader Sachsen erstmalig mit 5 Athletinnen und 5 Athleten. Die motivierten und talentierten jungen BergsteigerInnen haben ihre Erfahrungen als Berichte zusammengefasst.
Startschuss für den sächsischen Felskader 2021/22 in der Sächsischen Schweiz
13. Juni 2021
Aus der großen Anzahl an BewerberInnen wurden 21 motivierte AthletInnen zu einem gemeinsamen Sichtungswochenende eingeladen. An verschiedenen Stationen mussten die AspirantInnen Teamfähigkeit, Kreativität, Mut und seil‐ und klettertechnische Fähigkeiten beweisen, um die gestellten Aufgaben zu meistern. Nach dem obligatorischen Coronaschnelltest, ermöglicht durch den ASB Köngistein‐Rathen, wurden die TeilnehmerInnen in Teams gelost.
Auf dem Weg zum Lilienstein konnten sich die KletterpartnerInnen schon gegenseitig kennenlernen und wir rundeten dies mit einer lockeren Kennlernrunde ab. Neben verschiedenen Routen waren bereits die Stationen am Wandfuß vorbereitet. In einer Station galt es auf dem Gipfel eine schnelle und minimale Sicherungslösung zu demonstrieren. Außerdem musste ein imaginärer Fluss überquert werden, ohne dass das Material und die TeilnehmerInnen nass wurden, welches nur durch gute und konstruktive Zusammenarbeit als Team möglich war. Alle haben sich dabei aktiv eingebracht und mit Herzblut an einer Lösung gearbeitet. In zwei vorgegeben Routen sammelten die Teilnehmerinnen ordentlich Flugmeter während sie sich eine schwierige Passage erarbeiteten. Nach dem der Regen die Kletteraktionen am späten Nachmittag abrupt beendeten, wanderten wir gemeinsam zur Karl‐Stein‐Hütte, die uns freundlicherweise von der DAV‐Sektion Leipzig zur Verfügung gestellt wurde. Nach dem gemeinschaftlichen Kochen und Essen ließen die AthletInnen den Abend noch spielerisch ausklingen. Bei der am Abend gestellten Gemeinschaftsaufgabe bestätigte sich durch die Zusammenarbeit aller erneut der Teamgeist in der Gruppe. Das Trainerteam erwartete währenddessen die schwierige Aufgabe anhand der vielen Eindrücken 10 AthletInnen auszuwählen, welche in den nächsten zwei Jahren eine besondere Förderung im Felskader erhalten sollen. Insgesamt war das Niveau beim Klettern wie auch bei den technischen Stationen extrem hoch.
Uns TrainerInnen viel es sehr schwer aus dieser talentierten Gruppe eine Auswahl zu treffen. Insgesamt wurden beim Sichtungstreffen unsere Erwartungen übertroffen. Nicht nur, dass sich viele talentierte und bergsportbegeisterte Jugendliche näher kennenlernten und auch in Zukunft von neuen Netzwerken profitieren, bot das Programm auch die Möglichkeit eigene Grenzen kennenzulernen und einige Spezialitäten des sächsischen Kletterns zu zeigen. Dies bestätigte sich am nächsten Tag, als spontan die Mehrheit aller TeilnehmerInnen in Rathen einen gemeinsamen Klettertag verbrachten. Es war eine Freude, die Begeisterung und Motivation der jungen AthletInnen für das sächsische Felsklettern zu sehen und zu spüren.
Workshop mit Aniko Saß und näheres Kennenlernen im Team
9.–11. Juli 2021
Am Wochenende vom 10. Juli 2021 traf sich das Felskaderteam zum ersten Lehrgang im Bielatal, der unter dem Thema "Sicherheit und Erste Hilfe am Berg" stand. In einem spannenden Workshop mit Dr. Aniko Saß wurden viele verschiedene Gefahren im Kletteralltag und mögliche Verletzungen besprochen und das richtige Handeln im Notfall geübt. Wie bleibe ich im Ernstfall ruhig? Wie transportieren wir einen Verletzten mithilfe einer Trage ab? Was tun bei Verletzungen im Hüft- und Beckenbereich? Wie stille ich eine starke Blutung oder wie organisieren wir uns im Team im Ernstfall? All diese Fragen und viele mehr waren Inhalt des Erste-Hilfe-Kurses und wurden mit großem Interesse verfolgt. Im Anschluss daran wurde sich noch intensiv mit dem Thema Verletzungsprävention auseinandergesetzt und Aniko beantwortete dazu viele Fragen von den Athlet:innen.
Nach der Übernachtung auf der SBB-Hütte ging es am Sonntag im Bielatal den ganzen Tag Klettern. Am Trautmannsfels und Umgebung wurden viele schwere Wege im Team geklettert. Der Fokus lag dabei auf dem Kennenlernen des Teams durch einen regelmäßigen Wechsel der Seilschaften und Kletterpartner:innen sowie auf der Verbesserung der individuellen Schlingenleg-Fähigkeiten.
Wir möchten uns bei Aniko für die tolle Ausgestaltung des Workshops und beim SBB für die Nutzung der SBB-Hütte im Bielatal bedanken!
Schlingen und Stürzen
24.–26. September 2021
Am schönen, spätsommerlichen Freitagabend des 24. Septembers 2021 in den Affensteinen - es war bereits länger finster - konnte man das Licht der Stirnlampen unserer kleinen Felskader-Karawane beobachten, die sich, offensichtlich auf der Suche nach dem richtigen Weg, durch den Wald schlängelte. Wir waren voll beladen mit Essen, Wasser, Schlafsäcken und natürlich einer Menge Klettermaterial. Unser Ziel - die Boofe am Hentzschelturm - haben wir dann doch noch gefunden, dabei ein paar andere Boofer:innen aufgeschreckt, den verfügbaren Platz auf die benötigten Isomatten aufgeteilt und einen kleinen Mitternachtssnack vorbereitet. Thema des Lehrgangs: Schlingen legen. Das wurde auch gleich geübt, als es darum ging, alle Lebensmittel an Schlingen bilchsicher in der Boofe aufzuhängen.
Da man im Sandstein doch eher vermeidet, in selbstgebastelte Schlingenkonstrukte zu stürzen, sollte der Samstag dazu dienen, genau das in einem sicheren Rahmen auszuprobieren. Deshalb gab es nach dem Frühstück in der Boofe einen kurzen Theorieteil zu Schlingenmaterial und -dicke, auftretenden Sturzkräften, Reißfestigkeiten, Tricks und Kniffen beim Schlingenlegen und allem, was sonst noch relevant für die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Schlinge am Fels bleibt. Erste Heiterkeit, als schließlich eine Wette darüber abgeschlossen wurde (Kai gegen die Trainer:innen), ob eine 3-mm-Dynemaschlinge einen Vorstiegssturz halten kann.
Da jede Theorie nur so gut wie die zugehörige Praxis ist, wurde dann die nah gelegene Wolfsfalle belagert, wo wir im Verlauf des Tages von der Westbegrenzung bis zur Pilsverschneidung eine Vielzahl der Wege geklettert sind. Das Schlingenlegen wurde in den Wegen mit nur begrenzter Ringanzahl geübt - im Champagnerriss, Talweg und Schallplatte. Dabei wurde im Vorstieg geklettert. Zeitgleich diente für den Fall des Nichthaltens der Schlinge ein zusätzliches Seil von oben als lockere Hintersicherung.
Oberste Maxime war natürlich, möglichst keine Felsausbrüche zu verursachen und keine neuen Dauerschlingen zu hinterlassen, was dank ausgiebiger Spatelarbeit an diversen festgestürzten Schlingen am Ende des Tages auch gut funktioniert hat. Allgemeine Erkenntnis: So manches, von dem man nicht gedacht hat, dass es hält, hält doch, aber vieles von dem man dachte, dass es hält, hält doch nicht. Da die Sonne schneller unterging, als wir nach oben klettern konnten, wurden kurzerhand die Stirnlampen rausgeholt und die letzten Begehungen von Champagnerriss (VIIc) und Landkarte (VIIIb) im Dunkeln beendet.
Der Sonntag stand dann ganz im Zeichen der Praxis, mit dem Ziel, das Gelernte anzuwenden und einige moderne bis klassische Wege in den Affensteinen zu klettern. Dort ist auch Paul Saß als erfahrener Sandsteinkletterer zu uns gestoßen und konnte uns mit zahlreichen Empfehlungen und Tipps bereichern und einige anspruchsvolle klassische Wege vorsteigen, wie den Einstiegsriss des Brosinnadel-Talwegs oder den unteren Teil des Metermaßes am Rokokoturm.
Mit voller Motivation wurden die großen Gipfel bestiegen und dabei unter anderem der „Heiße Draht ins Jenseits“ (RP VIIIc, Svenja und Johanna) sowie „Vaya con Dios“ (IXb, Ferdinand und Kai) am Höllentor, der „Aehligweg“ (VIIb, Ronja, Lara, Tarja) an der Wilden Zinne, „Schmied und Geselle“ (VIIb, Johanna und Tarja) am Amboss sowie die „Westwand“ (IXb, Svante) und der „Siebziger Weg“ (IXa, Kai und Ferdinand) am Rokokoturm und einige andere Linien geklettert.
Und wie immer viel zu früh war der Tag auch schon rum und wir geschafft und zufrieden auf dem Rückweg - nach einem ausgefüllten Wochenende zwischen den Felsen der Sächsischen Schweiz.
Ach so - Kai hat seine Wette übrigens gewonnen, die 3-mm-Dynema hat tatsächlich gehalten.
Mentaltraining – Von kalten Fingern und warmen Gedanken
5.–7. November 2021
Man kann nicht sagen, dass wir nicht motiviert waren, Anfang November (05.-07.11.21) noch ein Felskader-Treffen am Fels durchzuführen. Aufgrund von zwei Tagen Dauerregen im Voraus waren die Erwartungen an das Wochenende allerdings doch eher gedrückt. Zeitgleich hat der Ostblock Cup im Bloc NoLimit in Leipzig seinen Auftaktwettkampf 2021 veranstaltet und Jannik und Ronja haben uns dort als Felskader-Delegation erfolgreich vertreten. In verminderter Größe sind wir somit zum Ort des Treffens, der Weixdorfer Hütte in Hohnstein, angereist, wo uns bereits ein kleines Kaminfeuer willkommen hieß. Als ersten Gast für das Wochenende konnten wir Michael Scharnweber in unserer Runde begrüßen, der als Koryphäe des Sächsischen Schwerkletterns zum Thema des Treffens, Schwerklettern und Psyche im Sandstein, viel aus dem Nähkästchen geplaudert und uns am Samstag auch an die Felsen begleitet hat. Bei einer abendlichen Runde Bonanza mit leckerem Curry wurden dann alle durch den Wetterbericht ein bisschen optimistischer gestimmt, welcher für Samstag keinen Regen und viel Sonne vorhergesagt hat.
Die Gebietswahl fiel wetterbedingt auf das tschechische Modrin. Aufgabe des Tages (auch als Vorbereitung auf den Sonntag) war schwer zu klettern, an die eigenen Grenzen zu gehen, und dabei seine Gedanken und Emotionen bewusst zu reflektieren. Das war bei Tageshöchsttemperaturen, die kaum die 10-Grad-Marke gekitzelt haben, doch eine Herausforderung. Da sich schwere Züge mit klammen Fingern noch schwerer anfühlen und man sich aller paar Züge die Finger warm pustet, waren wir definitiv manchmal an unserer Grenze. Trotz allem war es ein schöner Klettertag mit einigen mutigen Vorstiegs- und schweren Rotpunktbegehungen, an dem die Sonne leider viel zu früh untergegangen ist.
Zurück auf der Hütte wurden die kalten Füße erst einmal wieder am Kamin gewärmt und es wurde ein Abendessen auf den Herd gezaubert. In unserer Runde begrüßen konnten wir als zweiten Gast einen Psychologen, der ebenfalls über viel Erfahrung als Kletterer im Sandstein verfügt und mit uns in langen Gesprächen viele Themen um die Psyche beim Klettern herum (vor allem auch im Bezug auf das sächsische Klettern) betrachtet hat. Die Themenvielfalt erstreckte sich von der Frage „Wie bereite ich mich mental auf eine schwere Sandsteinroute vor, auch wenn ich sie noch nie in der Hand hatte?“ über „Welche Anforderungen stelle ich an meine:n Seilpartner:in?“ bzw. „Wie kommuniziere ich in einer Route am besten?“ bis hin zu unterhaltsamen Vergleichen zwischen Klettern und Drogensucht. Als Abschluss des Tages durften wir dann eine Übung durchführen, in der wir uns die fiktive Geschichte eines Klettertages vor dem inneren Auge visualisiert und dabei allen Gedanken und Gefühlen – am Zustieg, am Einstieg, in der Route – nachgefühlt haben. Wir haben uns im Anschluss viel über unsere Erfahrungen und Wahrnehmungen ausgetauscht und saßen an dem Abend noch lange zusammen.
Da der Samstag wettertechnisch eine Ausnahme war und uns am Sonntag das nasse Herbstwetter eingeholt hat, fiel nach dem Frühstück die Entscheidung, erstmal bei der Theorie zu bleiben. Bei einer weiteren Übung haben wir diesmal nicht eine fiktive Geschichte sondern ein von uns real erlebtes, schönes Klettererlebnis visualisiert und haben uns danach in weiteren Gesprächen über Angst als wichtiges Regulativ beim Klettern und die psychische Ausdauer (die manchmal noch schneller erschöpft ist als die physische) verloren.
Am Nachmittag haben wir dann noch eine kurze Klettereinlage im Sandsteinsteinbruch Liebethal eingelegt, mit einem besonderen Augenmerk auf Sturztraining, weiches Sichern beim Stürzen und Zurückklettern von schwierigen Passagen.
Wir gehen also mit folgenden Erkenntnissen aus dem Wochenende:
1) Wenn auch zu Tode zitiert, immer wieder wahr: Der Kopf ist der stärkste Muskel beim Klettern.
2) Wenn die Finger am Fels fest frieren, halten sie deswegen nicht besser.
3) Ein Kilo Reis kann durchaus für 12 Personen reichen.
Klettergebietstour oder dezimiert, doch motiviert
11.–13. März 2022
12.03.2022, 05:15 Uhr – Berghütte Königstein. Der Wecker klingelt. Wir schälen uns aus unseren Schlafsäcken und wanken runter zur Küche, um einen Kaffee aufzusetzen und ein kleines Frühstück runterzubringen.
Unser Ziel an diesem sonnigen Samstag – der Sächsische Triathlon (Klettern, Wandern, Fahrradfahren) oder anders: eine Klettergebietstour durch die Sächsischen Schweiz (also jeweils einen Gipfel in jedem der 13 Teilgebiete zu besteigen).
Bereits in den Wochen davor hatten wir Routen geplant, Gipfel und Wege rausgesucht und uns überlegt, welche Taktik am Fels die schnellste sein würde, welche Strecken gewandert werden müssen und welche mit dem Fahrrad zurückgelegt werden können und natürlich, was wir an Gepäck würden mitnehmen müssen. Dass Svante bereits alle Gipfel persönlich kennt, war dabei natürlich ein kleiner Vorteil.
Um das Ganze, an so einem doch noch relativ kurzen Märztag, realistisch zu halten, haben wir die Runde in zwei Teile geteilt, sodass die Jungs die Runde von den Schrammsteinen bis Hinterhermsdorf und die Mädels die restlichen Gebiete zwischen dem Erzgebirgsgrenzgebiet und Wehlen abklappern würden. Um den Anspruch aber trotzdem oben zu halten, hatten wir uns vorgenommen, nur Wege ab VIIa zu klettern.
Womit wir allerdings nicht geplant hatten, war die nationale Pandemielage, die dafür gesorgt hat, dass von 10 Athlet:innen nur 5 tatsächlich am Start waren - was die Motivation aber schlussendlich nicht gesenkt hat.
Aber genug der Vorrede …
06:27 Uhr – Berghütte Königstein. Abfahrt an der Hütte. Alle schwingen sich aufs Fahrrad und die Teams steuern jeweils ihren ersten Gipfel an.
06:58 Uhr – Leupoldishain, Gebiet der Steine. Gerade als die Sonne über den Bäumen hervorblickt, kommen wir vier Mädels in Leupoldishain an. Nach dem ersten Kraftakt, dem Hochradeln der steilen Straße von Königstein zu den Nikolsdorfer Wänden, erreichen wir unseren ersten Gipfel. Der Kubus bietet uns mit der Schartenwand eine kurze VIIa mit Schnee im Einstiegshenkel. Svenja und Rosa übernehmen je den ersten Vorstieg und um 7:50 Uhr kann dann endlich das erste Felskaderlogo ins Gipfelbuch gezeichnet werden. Die dicken Jacken werden gleich angelassen, als es zügig, gegen den starken Wind ankämpfend, weiter in Richtung Langhennersdorf geht.
07:12 Uhr – Zahnsgrund, Schrammsteine. Wir fünf Jungs schrecken ein paar Camper auf dem Parkplatz auf, als wir am frühen Morgen die erste Steilstrecke bewältigen. Dann gehts direkt zum Zahnsgrundwächter, wo Kai den AW VIIa (o.U.) vorsteigt. Der Fels hat dabei noch Kühlschranktemperatur, weshalb wir wie die Pinguine an der Abseile stehen und uns darauf freuen, gleich wieder aus den klammen Kletterschuhen rauszukommen. Eine knappe halbe Stunde nach der Ankunft radeln wir fünf Jungs weiter Richtung Affensteine.
08:00 Uhr – Lehne, Affensteine. Auch die Lorenzwand, Gipfel Nr. 2 für das Jungsteam, liegt noch im Schatten, zum Glück bleiben die Finger aber halbwegs warm, als wir die Reibungswände des Pfingstwegs (VIIa, Christoph) und des Cocktails (VIIa, Felix) nach oben turnen. Einzig unsere Seilplanung geht nicht ganz auf, da das doppelte 60m-Halbseil ein Stück zu kurz für den Weg ist. 45 min später wandern wir die Lehne hoch Richtung Schmilka.
08:30 Uhr – Bahratal, Erzgebirgsgrenzgebiet. Wir lassen die Räder am Waldrand liegen und laufen zur Bahratalwand ins Tal runter. Auch dieser Gipfel liegt noch im Schatten und so steigen Lara und Rosa mit klammen Fingern in die SW-Wand bzw. den Mückenstich (beides VIIa) ein. Nach einem Gipfelselfie um 9:33 Uhr geht es zurück zu den Rädern. Die folgende Mountainbikepassage, der Schotterweg über ein ausgesetztes Feld und das Treten gegen den Sturm trotz abfallender Straßenneigung zehren an unseren Kräften. Dem starken Wind entkommen wir erst, als wir uns die Raublochstraße ins Bielatal runterrollen lassen. Es ist dann nicht mehr weit bis zum Vorderen Schroffen Stein, unserem dritten Gipfel.
09:08 Uhr – Oberer Terassenweg, Schmilka. Unser Gipfel Nr. 3, die Rauschenspitze, hat den Vorteil, dass der AW (VIIc o.U., Svante) relativ kurz ist und wir uns den Abstieg in den Schmilkaer Talkessel sparen können. Leider hat er den Nachteil, dass er extrem exponiert ist, sodass wir ordentlich mit Sturmböen zu kämpfen haben, die den kritischen Überfall nicht direkt einfacher machen. Mit der Aktion ist uns auch die Jahreserste sicher; um den sonst folgenden obligatorischen Reimprozess abzukürzen, vermerken wir nur kurz „Keine Zeit für Sprüche!“ unter unserem Felskader-Logo und seilen, bereits ordentlich durchgefrostet, ab.
11:00 Uhr – Kleiner Zschand. Der Rückweg über die Lehne sowie die Umquerung der Affensteine auf dem Zeughausweg hat ordentlich Zeit gekostet. Der Kampf durch die toten Fichten hoch zur Wartburg auch. Dafür folgt mit den Ritterspielen (VIIa, Christoph) und dem Knappenweg (VIIa, Valentin) die schönsten Kletterwege des Tages. Wir genießen zum ersten Mal das Panorama windgeschützt und mit ordentlich Sonne, im Wissen, bereits die Hälfte des Tagesziels erreicht zu haben.
11:36 Uhr – Nach 15 Minuten Mittagspause in der Sonne kämpfen wir uns zu unseren Fahrrädern zurück und beschleunigen Richtung Zschandspitze.
11:48 Uhr – Vorderer Schroffer Stein, Bielatal. Mit der direkten Westkante haben wir einen gut gesicherten Weg gewählt, der uns auf unseren ersten sonnigen Gipfel mit mehr Weitblick bringt. Aber viel Zeit zum Sonne genießen bleibt nicht, schließlich haben wir noch die zweite Hälfte unserer Runde vor uns. Und so lassen wir uns bald darauf nach Königstein zurückrollen. Super Timing – die Halbzeit liegt perfekt in der Mittagszeit und genau da kommen wir bei unserer Hütte vorbei. Hier können wir natürlich nicht darauf verzichten, schnell ein paar übrig gebliebene, warme Nudeln vom Vortag in uns hineinzuschaufeln. Gestärkt geht es dann ein Stück an der Elbe weiter. Zu unserer Überraschung ist der Wind hier deutlich schwächer und so kommen wir schnell nach Rathmannsdorf.
12:05 Uhr – Wildensteiner Gebiet. An der Zschandspitze überraschen wir eine Seilschaft, die dort bereits in der „Kleinen Freude“ hängt. Also Planänderung. Svante steigt wie geplant den Urlaubsweg (VIIb) vor und Kai klettert parallel die „Große Freude“ (VIIIb, 5. Begehung), was sich als knusprige und flechtige Angelegenheit entpuppt. Es könnte seit langer Zeit das erste Mal gewesen sein, dass die Zschandspitze von drei Seiten gleichzeitig beklettert wurde.
13:10 Uhr – Großer Zschand. Wir kämpfen uns mal wieder durch ein Fichten-Mikado zur Oktoberspitze, die nicht besonders hoch, nicht besonders schön und nicht besonders gut gesichert ist (und damit alle drei Kriterien einer Traumquacke erfüllt), dafür aber nah am Weg steht. Wir sind zügig über die Schartenwand (VIIb, Svante) auf dem Gipfel. Es ist unsere zweite Jahreserste heute, als Spruch dient uns der markige Satz von Valentin am Einstieg: „Braucht man dafür eigentlich Kletterschuhe?“.
14:30 Uhr – Polenztal, Brandgebiet. Noch ein Stück das Polenztal hinter, dann erreichen wir den Polenztalwächter. Die "Geteilte Freude" (VIIIa) ist hier die Route unserer Wahl, weil schon der Name so passend für unsere Teamaktion an diesem Tag ist. Als Svenja alle drei weiteren Teammitglieder nachgeholt hat, ist es bereits 15:17 Uhr. Zeit für ein Gipfelfoto nehmen wir uns trotzdem. Der starke Wind lässt es uns eh nicht lange oben aushalten und so schnappen wir unsere Sachen und kämpfen uns den steilen Weg zur Ziegenrückenstraße hoch.
14:43 Uhr – Hinterhermsdorf. Nach leichten Orientierungsproblemen im hinteren Kirnitzschtal finden wir tatsächlich noch zur Dorfbachwand, unserem offiziell letzten Gipfel für heute. Dank inzwischen deutlich gestiegener Temperaturen klettern wir schnell die S-Kante (VIIa, Felix) und die Direkte SO-Wand (VIIa, Christoph). Kurze Feier auf dem Gipfel, dann seilen wir ab. 15:27 Uhr ist Abfahrt.
15:55 Uhr – Gamrig, Rathener Gebiet. Am Gamrig treffen wir, erstmals an diesem Tag, auf andere kletternde Menschen. Wir müssen an der Gamrigscheibe deshalb auf den Weg am Rande (VIIc) ausweichen, Lara steigt diesen vorletzten Weg solide vor. Die zweite Seilschaft wählt den “Kürzesten Weg” (VIIa). Inzwischen sind die Temperaturen auch etwas angenehmer, sodass wir zum ersten Mal nicht mit Daunenjacke einsteigen müssen. So hatten wir uns das eigentlich den ganzen Tag vorgestellt. Immerhin haben wir jetzt sogar mal die Möglichkeit, dass jemand anderes das Gipfelfoto für uns schießt.
16:12 Uhr – Bad Schandau. Wir sind ordentlich durchgepustet von der Kirnitzschtal-Abfahrt und stoppen kurz am Lidl, um einen Gipfelkuchen zu besorgen. Da die Mädels noch unterwegs sind, beschließen wir, sie am Gamrig einzuholen und gemeinsam den letzten Gipfel in Wehlen zu besteigen.
16:41 Uhr – Gamrig, Rathener Gebiet. Das Licht ist jetzt schon sehr soft, viel Zeit bis Sonnenuntergang bleibt nicht mehr. Hier, am Fuß des Gamrigs, treffen die beiden Felskaderteamhälften wieder zusammen. Kurzer Austausch, dann rollen wir durch Rathen den Elberadweg runter bis zum Aufstieg des Tümpelgrunds.
17:32 Uhr – Tümpelgrund, Wehlen. Einstieg in den Seitenweg an der Erikascheibe. Als schließlich alle auf dem Gipfel versammelt sind, gibt es das letzte Gipfelfoto im letzten Sonnenlicht sowie den redlich verdienten Gipfelkuchen.
18:30 Uhr – Die Stirnlampen werden angeschaltet und wir setzen in Wehlen mit der Fähre über, verpassen den Zug um 5 Minuten und radeln deshalb noch die Ehrenrunde bis zur Hütte in Königstein.
20:30 Uhr – Nach einem Kilo Reis mit viel Gemüse und einer Familientafel Olympia-Schokolade hauen sich alle recht früh in den Schlafsack. Bilanz des Tages: Wir haben 12 Stunden gebraucht, um in zwei Teams in 13 Gebieten 13 Gipfel über 20 Wege zu besteigen, und haben dabei ca. 110 Fahrradkilometer zurückgelegt.
Sonntag, 13.03.2022
Nach Frühstück und Hüttenputz können wir Frank Wehner bei uns begrüßen, der mit uns einen kleinen Workshop zum Thema Standplatzbau macht. Wir besprechen die Anwendungsfälle und Besonderheiten von Reihenschaltung und Standplatzkrake und diskutieren die Vor- und Nachteile der Körper-bzw Fixpunktsicherung am Standplatz. Im Anschluss lassen wir unser erstes Felskader-Treffen im Jahr 2022 am Pfaffenstein ausklingen, mit zwei schönen Begehungen auf die Königsspitze - Meisterröstung VIIIc / RP IXa (Kai, os) sowie Kalter Hund VIIIb (Svante, os)- sowie einiger weiterer Kletterei an der Sockelwand des Vierlings zusammen mit den Aussteigern.
Nach diesem gelungenen Auftakt ins neue Jahr findet das nächste Treffen hoffentlich wieder in großer Runde statt. Bis dahin Berg Heil!
Lehrgang zum Thema Erstbegehen oder: Und Spaß muss es auch noch machen
09.-10.04.2022
Ein Lehrgang im April birgt unweigerlich die Gefahr, dass die lokale Wetterlage unter Umständen schwer vorherzusagen ist. So wanderten in der Vorbereitung des Lehrgangs die Blicke immer wieder gespannt zur Wettervorhersage, wo sich das Pendel zwischen strahlendem Sonnenschein und Weltuntergang schön die Waage hielt. Im Großen und Ganzen hat die Wettervorhersage dann auch Recht behalten.
Wohl der Lehrgang, der im Vorfeld bei uns Athlet:innen die meiste Vorfreude ausgelöst hat, da ungefähr 85 % des Kaders auf dem Gebiet Erstbegehen keinerlei Erfahrung vorzuweisen hatte.
So durften wir dann am Freitagabend mit Chris-Jan Stiller und Tino Tanneberger zwei der aktivsten Erstbegeher der Sächsischen Schweiz auf der Weixdorfer Hütte in Hohnstein begrüßen, die uns im Verlauf des Wochenendes die Grundlagen des Erstbegehens vermittelten.
Nach etwa einem halben Jahr Vorbereitungszeit konnten wir am Freitag aber vor allem erstmal unsere Team-T-Shirts anprobieren, die ich gar nicht näher beschreiben will, weil ein Bild hier mehr als tausend Worte sagt. Nur so viel: Sie sind ziemlich cool geworden.
Freudige Überraschung für den Samstag: Bernd Arnold persönlich traf sich mit uns in Hohnstein und hat uns ins Brandgebiet mitgenommen. An der Clementine konnten wir im „Westweg“ (VIIa) und in „Senkrecht bis Überhängend“ (VIIIa) die Muskeln aufwärmen, um dann „Modern Art“ (eine richtig schwere IXc) auszubouldern, was uns aber nicht so recht gelingen wollte. Auf der anderen Seite des Lagers wurden währenddessen die Skyhooks rausgeholt und wir konnten die verschiedenen Modelle zwischen professionell und Marke Eigenbau durchprobieren. Die Erstbegeher erklärten uns derweil, welcher Skyhook wo hält (beziehungsweise wo eher der Fels nachgibt als der Skyhook), wie Karabinerschlingen gelegt werden und wie man in mehreren Skyhooks hängend am besten sein Gewicht verlagern kann. Obwohl unser Abstand zum Boden einen halben Meter nicht überstiegen hat, hatten wir doch zu tun, Vertrauen zu den kleinen Metallkrallen aufzubauen und das beständige Kribbeln unserer in den Sitzschlaufen hängenden, sauerstoffdepletierten Beine zu ignorieren.
Als final niemand mehr Lust hatte, einen weiteren Versuch in die Einstiegscrux von „Modern Art“ zu starten, haben wir Bernd Arnold verabschiedet (und uns mit ihm für den Abend verabredet), um trockenen Fels zu suchen. Das Wetter war uns gnädig und hat uns einen sonnigen, aber kühlen Nachmittag beschert, den wir an den steilen Touren der Riesenechse verbracht haben. Hier wurden noch einige Wege geklettert, darunter „Siegfrieds Schwert“ am Drachenkopf (Tino und Chris-Jan), „Unterwegs nach Borneo“ (Kai und Svante) und der „Triathlon“ (Ronja und Lara). In Erinnerung bleiben wird uns Janniks Performance in „Night Swimming“ (Xc), die er sich bis zum letzten Ring erkämpft hat – eine beeindruckende Leistung!
Der Hunger hat uns schließlich zurück zur Hütte geführt, wo wir das Felskader-Universalgericht (Nudeln mit Gemüse) für alle auf den Tisch gezaubert haben. Auch Bernd Arnold ist wieder zu uns gestoßen und so konnten wir in großer Runde Tino zuhören, der über das Erstbegehen in Sachsen aus dem Nähkästchen geplaudert hat – tatkräftig unterstützt vom Bernd, der uns nicht nur als begnadeter Erstbegeher, sondern auch als ein wandelndes Geschichtsbuch beeindruckt hat. So konnten wir uns von ihm die Geschichte anhören, welche Wirrungen bei der Erschließung der letzten drei großen Probleme des Elbsandsteingebirges in den Sechzigern entstanden und warum in „Roberts Rippe“ zwei Ringe an derselben Stelle stecken. Außerdem waren wir verblüfft darüber, dass die Frage, ob man barfuß oder mit Schuhen klettern, vor allem auch davon abhängt, ob man mit der Brusteinbinde oder einem Hüftgurt vorsteigt. Nebenher haben wir übrigens mal ausgerechnet, dass Bernd Arnold (alle seine Erstbegehungen zusammengerechnet mit einer halben Stunde pro Ring) einen guten Monat seines Lebens beim Ringeschlagen auf Kronbohrer eingedroschen hat.
Beim Frühstück am Sonntag waren wir noch guter Dinge, nur schwang das Wetterpendel dann doch zurück und hat uns mit Hagelschauern im Stundentakt eingedeckt. So mussten unsere Pläne, nach all der Theorie nun auch selbst mal ein Stück Fels zu erschließen, vorerst aufgeschoben werden und wir beschlossen, uns die Technik des Ringschlagens stattdessen bei Sanierungsarbeiten am Dresdner Turm in Rathen anzuschauen. Unter Leitung von Chris-Jan Stiller wurde dann der erste Ring (Arnold-Original!) des Osterspaziergangs sowie der zweite Ring der Magistrale gewechselt und wir konnten auf diese Weise zumindest lernen, in welchem Winkel der Bohrer zum Fels stehen muss und wie ein Edelstahl-Klebehaken versenkt wird. Jetzt hier mit einem Kronbohrer in den Felsen zu meißeln kann sich niemand so recht vorstellen, was die Leistungen der alten Garde umso beeindruckender erscheinen lässt.
So richtig gemütlich ist es im besten Aprilwetter am Sonntag aber nicht geworden, sodass wir nach getaner Arbeit zügig die Zelte abgebrochen und den Heimweg angetreten haben.
2 Wochen später
Das Wetter ist besser und die Motivation ist auch da, unsere beim Lehrgang in Rathen ausgespähten Projekte jetzt auch in schicke Routen zu verwandeln. Deswegen haben wir uns zu einem inoffiziellen Felskadertreffen verabredet und treffen uns wieder im Raaber Kessel. Die Mädels haben den Plan, ein begonnenes Projekt von Tino in der Schartenseite des Dresdner Turms zu beenden, die Jungs haben während des Lehrgangs schon in der Scharte zwischen Amselspitze und Massiv Neuland an der Vexiernadel entdeckt. Wir wärmen noch ein wenig die Muskeln in den schönen Talseitenrouten des Dresdner Turms und „Das muss kesseln!“ an der Amselspitze auf, dann geht es ans Werk.
Vexiernadel – Staffellauf IXb (RP IXc)
Unsere geplante Route steigt die Verschneidung des alten Wegs auf die Amselspitze ein. Die Linie ist klar, nur das Sturzgelände ist nicht so berauschend. Kai übernimmt den Vorstieg für diesen Teil. Nach etwa 8 Meter setzt schließlich die Kante der Vexiernadel ein. Der Übertritt von Verschneidung zur Kante ist wackeliger als er von unten aussieht, auf der Kante lassen sich aber erstmal Schlingen legen. Kai steigt noch ein wenig höher, als aber klar wird, dass die Schwierigkeit wieder anzieht, macht er sich an Skyhooks fest und schlägt unseren ersten Ring.
Christoph: Von hier aus übernehme ich den Vorstieg. Es geht links der Kante an einigen Rippen nach oben, die Schwierigkeit zieht an. Unser Routenverlauf sieht vor, wieder um die Kante zu queren, um eine rechts einsetzende Rissspur mitzunutzen. Da der Zug um die Kante die Crux zu werden scheint und wieder akute Aufschlaggefahr in die Blöcke besteht, setze ich einen Skyhook in eine kleine Mulde und lege eine Kevlarschlinge in eine der Rippen, was gerade ausreicht, um mich um die Kante zu lehnen und den zweiten Ring zu schlagen.
Svante: Nachdem ich entspannt im Nachstieg zum schon gesetzten zweiten Ring geklettert bin, nehme ich mir kurz die Zeit um die Skyhookstelle von Christoph zu bewundern. Was soll ich sagen – ich hätte mich da nicht reingesetzt und erst recht nicht um die Kante gebeugt :) Das Ausbleiben des typischen “PLING!”, wenn der Skyhook nicht hält, grenzte an ein Wunder! Die ersten Versuche den Zug um die Kante zu klettern scheitern zwar am fehlenden Gleichgewicht, aber nachdem ich die richtige Körperposition gefunden habe erreiche ich den Riss und kann das erste Mal gut klemmen. Dort bastele ich in Ruhe ein paar Ufos und Schlingen in denselben und nach den relativ leichten nächsten Metern kann ich am Ende des Risses den dritten Ring komfortabel aus super Schlingen setzen – Ich brauche nicht mal einen Skyhook, die waren also eher Trainingsgewicht.
Der Rest ist dann Formsache und oben genießen wir den Ausstieg des Südpfeilers. Wir haben den Weg - aufgrund unserer geteilten Führung und Ringinstallation „Staffellauf“ genannt. Einen Konsens für die Schwierigkeit zu finden, war dagegen nicht so leicht – wir haben uns schlussendlich auf IXb geeinigt (siehe folgendes Bild).
Dresdner Turm – Learning by doing (inzwischen IXa (RP IXb))
Ronja: Ab dem ersten Ring (den Tino bei früheren Versuchen bereits installiert hatte) ging für mich das eigentliche Neuland los. Jedoch war es schwer überhaupt einen Anfang zu finden, da das Gestein zum Teil sehr bröselig war und die Stelle direkt über dem Ring für mich sehr schwere Einzelzüge besaß. Ich hatte viele Fragen im Hinterkopf wie „Ist das Band oben, von dem aus ich den nächsten Ring schlagen will überhaupt gut genug dafür? Was wenn mir dort ein Griff ausbricht? Ist dann die Sturzhöhe noch passabel?“ Mit diesen Unsicherheiten fertig zu werden, fand ich nicht einfach. Schlussendlich brauchte es sehr viele Versuche und Stürze, bis ich die Höhe erreichte, von der aus ich den nächsten Ring schlagen konnte. Sein ganzes Gewicht den Skyhooks anzuvertrauen stellte ein völlig neues Gefühl für mich da und ich war mir die ganze Zeit nicht sicher, ob die, die ich gelegt hatte, wirklich halten würden. Mit der Bohrmaschine gegen den Felsen anzukommen kostete mich nochmal viel Kraft. Am Ende waren aber alle Herausforderungen überwunden und ein zweiter Ring saß. Ein überwältigendes Erlebnis, da ich anfangs nicht wirklich an ein erfolgreiches Ergebnis geglaubt hatte.
Johanna: Hui – für die Stelle zum zweiten Ring musste ich ganz schön kämpfen. Glücklicherweise lässt der weitere Wegverlauf etwas gängigeres Gelände vermuten. Und tatsächlich: Ein Hand-Faust-Riss lädt zum Klemmen und Schlingenlegen ein. Das vermittelt zumindest ein Gefühl von bekannterem Terrain. Eine geeignete Stelle für den benötigten dritten Ring ist dann auch schnell gefunden. Von hier aus geht es dann auf den Pfeiler und entlang Tinos “El Cap Spire” zum Gipfel.
Stolz tragen wir uns ins Gipfelbuch ein und betiteln unseren Weg mit “Learning by doing” - schließlich handelt es sich hierbei um unsere erste Erstbegehung mit für uns vorher ganz unbekannten Geräten und Handgriffen. Letzten Endes haben wir den Schwierigkeitsvorschlag VIIIc vergeben (siehe folgende Bilder).
Was wir vom Lehrgang mitnehmen? Dass wir jetzt an jedem Ring anhalten und uns fragen werden, an welcher kleinen Felszacke die Erstbegeher:in beim Ringschlagen wohl gehangen haben mag. Und natürlich Svantes plausibler Einwurf als wir skeptisch in unseren Skyhooks saßen: Egal wie gruselig die Sicherung oder wie gefühllos die Beine sind- Spaß muss es trotzdem machen!
Denn wie ein weiser Mensch einst sagte - der beste Kletterer ist der, der am meisten Spaß dabei hat.
Projektieren im fränkischen Kalk oder: Im Westen nichts Neues
13.-15. Mai 2022
Nachdem wir unsere bisherigen Lehrgänge ausschließlich in der Sächsischen Schweiz verbracht haben, haben wir uns als Felskader für unseren sechsten Lehrgang auf eine Exkursion ins Land der Fingerlöcher (also die Fränkische Schweiz begeben). Sehr zur Freude von Jannik und Ferdi (den regelmäßigen Frankenbesuchern im Kader) haben wir uns also auf dem Zeltplatz in der Bärenschlucht eingemietet, um in den folgenden Tagen die diversen umliegenden Kletterfelsen zu belagern. Das Thema dieses Mal: Projektieren und Rotpunkten- zwei Fähigkeiten, die man in Franken nun wirklich ideal trainieren kann.
Unsere Anreise am Freitag fand in geteilter Truppe statt. Ein Bus wurde in Dresden randvoll mit Athlet:innen, Essen und Gepäck geladen, während der Rest die zwar etwas langsamere, aber dafür klimafreundliche und komfortable Anreise mit dem Zug nutzte.
In der Bärenschlucht wurden dann Zelte aufgestellt, Essen gekocht und natürlich ganz wichtig: Die Feuchtigkeit der Felsen überprüft. Ergebnis: Stellenweise noch gut durchgefeuchtet.
Samstag
Die Theorie des Projektierens haben wir dann am Samstagmorgen nochmal durchgesprochen, um nicht blindlings drauflos zu klettern. Vor allem die Fragen, wie man ein gutes Projekt findet und wann man ein Projekt vielleicht wieder aufgeben sollte, waren durchaus spannende Fragen.
Wir haben dann trotzdem zügig das Geschirr weggeräumt und die Seile geschnappt, um die Theorie schnellstmöglich in die Praxis umzusetzen.
In den schattigen Wänden zwischen Trockauer Wand und Erinnerungswand an der Bärenschlucht haben wir uns erstmal in einigen leichten Routen an den Kalkstein gewöhnt und erste anspruchsvollere Routen besichtigt. Als Special Guest konnten wir DAV-Expedkader-Mitglied (und damit Teamkollegin von Rosa) Janina Reichstein begrüßen, die in Franken quasi zu Hause ist und uns wertvolle Tipps zur Routenauswahl und Beta geben konnte.
Währenddessen hat Jannik die Tempo-Taschentüchervorräte des Felskaders eingesackt, um die Griffe in Father & Son an der Trockauer trockenzulegen - leider mit bescheidenem Erfolg: Nach einer Stunde waren die Griffe dann doch wieder feucht. Einige Erfolge hatten wir Samstag schon vorzuweisen (Ferdi in Steep Mud, Ronjas Flash von Mars Attack u. a.), aber gegen Nachmittag wurde klar, dass unsere Finger und Muskeln dringend eine Pause benötigten.
Zurück am Zeltplatz wurde dann das Felskader-Spezialgericht (Getreideprodukt mit Gemüsepfanne) zubereitet und das Holz in der Feuerschale angezündet.
Sonntag
Irgendwie haben wir bereits beim Frühstück am Muskelkater bemerkt, dass wir am Vortag pausenlos im Seil rumgeturnt sind. Das hat der Motivation, die vielleicht entscheidenden Rotpunktversuche zu setzen, jedoch keinen Abbruch getan. Während die eine Hälfte des Felskaders wieder in Richtung Trockauer Wand spaziert ist und dort noch das ein oder andere Projekt geknipst wurde, sind Ferdi, Jannik und Ronja dann noch zur Ringlerwand umgezogen, um sich dort in den kurzen aber schweren Routen auszupowern.
Fazit: So viele Klettermeter wie an diesem Wochenende wurden wahrscheinlich noch bei keinem Lehrgang gesammelt und wir haben mal wieder aktiv an unserer Schwierigkeitsgrenze gekratzt. Vielleicht kommen die einen oder anderen ja nochmal zurück in die Bärenschlucht, um unsere noch nicht abgehakten Projekte weiterzuführen.
Hier noch in loser Aufzählung unsere gesammelte Ticklist vom Wochenende:
- Steep Mud 9+/10-
- Mars Attack 9-/9
- Männer unter Strom 9-
- Weißer Streifen 8-
- Cubana 8+
- Cubana direkt 9-
- Civil war 9-
- Bella 8
- Steinlaus 8+
- Gilgamesch 8
Außerdem haben wir noch an der Ringlerwand projektiert in Father & Son, Peacemaker, Inquisition und Hellboy.
Rissklettern in Tschechien oder: Risse, Regen und Regeln
04.-06. Juni 2022
Aufgrund der guten alten Tradition, die Pfingsttage in der Tschechischen Republik beim Risseschrubben zu verbringen, haben wir als Felskader bereits ganz zu Beginn des Jahres diesen Termin fest in den Kalender genagelt. Die Vorfreude, in den einschüchternd glatten und abweisenden dafür aber sehr traditionsreichen Sandsteintürmen von Adršpach ein Kletterwochenende zu verbringen, war entsprechend hoch.
Samstag
Die Zugfahrt von Dresden nach Adršpach dauert knapp sieben Stunden. Da der Felskaderbus Freitagabend schon vorgefahren war, haben wir Nachzügler (Christoph und Valentin) diese interessante Reise über die Dörfer mal getestet. Die Fahrt ist eine wirkliche Empfehlung für alle, die Entschleunigung suchen und die tschechische Hügellandschaft mögen. Faustregel: Mit jedem Umstieg sinkt der Ausbauzustand des Bahnhofs proportional zur Federung des Zugabteils. Es war aber alles in allem trotzdem eine nette Zugfahrt, auch wenn wir Samstag halb zerstört auf dem Zeltplatz in Adršpach angekommen sind. Auf der Suche nach Kaffee und einem Powernap (in beliebiger Reihenfolge), sind wir dann auch den restlichen Felskadermitgliedern über den Weg gelaufen, die auf Besichtigungstour in der Felsenstadt waren und dabei schon mal in einigen Übungsrissen die Gliedmaßen an die doch recht speziellen Risstechniken gewöhnt und Ziele für die folgenden Klettertage ausgespäht hatten.
Mit Robert Hahn und Domenique Wülfing (und natürlich unseren Trainer:innen) waren einige ausgewiesene Rissexperten mit beim Treffen dabei. In der näheren Umgebung der Insel irgendwo mitten im Felsenlabyrinth haben wir am Nachmittag gemeinsam den Aufstieg (oder Abstieg?) in Richtung Hölle (und einige interessante Risse) gefunden. Svante ist direkt den Nordwestriss aufs Teufelchen (Čertík) vorgestiegen. Unten noch ein schöner Handriss, entpuppte er sich am Ring dann aber als schindiger Schulterriss mit glibberigem Moosausstieg. Gleich daneben ist Kai an der Hölle (Peklo) den Schlangenriss nach oben geturnt. Ebenfalls in der Nähe gelegen wurden von Felix und Robert am Schmuggler (Pašerák) mit dem Epileptischen Ferkel und dem Talkamin noch ein technisch interessanter Handriss sowie ein Kamin mit Schulterrisscrux vorgestiegen. Um wieder ein bisschen Rissgefühl zu bekommen, waren die Wege ideal, sodass alle mal in ihre favorisierten und weniger favorisierten Rissbreiten einsteigen konnten. Robert hat es sich dann nicht nehmen lassen, das Käntchen (mit Baustelle) auf den Höllenfürst (Pekelník) vorzusteigen. Erst der Sonnenuntergang hat uns dann doch irgendwann zurück auf den Zeltplatz getrieben. In diesem Zusammenhang hat uns Domenique auch mit den drei goldenen Regeln des Alpinismus (ebenso gültig fürs Abenteuerklettern) vertraut gemacht. Regel 2: Stirnlampe nicht vergessen! Beim nächsten Mal halten wir uns garantiert daran.
Nach der obligatorischen Nahrungsaufnahme unter Einhaltung von Regel 3 (Jeder darf essen was er will.) und je nach persönlichem Erschöpfungszustand wurde der Abend dann entweder eingekuschelt im Schlafsack oder Bergsteigerlieder schmettert am Lagerfeuer des Stranski-Zeltplatzes verbracht. Nachdem wir beim Treffen junger Bergsteiger bereits vorsichtig mit Schlappseil-Liedgut als integralem Kulturbestandteil sächsischen Kletterns in Berührung gekommen sind, kam hier dementsprechend die Fortsetzung:
Und jetzt alle zusammen: „… du wirst schon überleben, denn Risse sind so geil!“
Sonntag
War der Tag mit den mit Abstand besten Bedingungen bei strahlendem Sonnenschein. Zeit also die Linien anzufassen, die wir am Tag davor auf der Besichtigungstour bereits ausgespäht hatten. Ferdi ist zuerst den Alten Weg auf das Karlchen (Karlik) vorgestiegen – eine schöne Handrissverschneidung.
Parallel dazu haben Svante und Jannik ihren Klettertag direkt gegenüber am Dalibor mit einem formschönen Fingerriss begonnen. Die erfolgreiche Durchsteigung sollte dann ein tagfüllendes Projekt werden:
Phase 1: Bis zum Ende des Fingerrisses steigt Jannik solide vor, die danach folgende Adršpacher Grifflosigkeit bis zum Gipfel schauen sich Jannik und Svante aber mit weniger Begeisterung an.
Phase 2: Domenique installiert über dem Fingerriss noch zwei wichtige Schlingen, die das Projektieren der Stelle zumindest möglich machen.
Phase 3: Vom Karlchen zurück schnappt sich Ferdi das Seil und projektiert an den schweren Reibungszügen. Seine im Mandala hart trainierte Fähigkeit, im Notfall sowohl ohne Tritte als auch ohne Griffe auszukommen, ermöglicht am Nachmittag schließlich das Gipfelfoto.
Nebenher wurden in der Felsenstadt noch ein paar Klassiker abgeräumt:
- Briefträger (Pošt'ák) – Dünner Brief
- Drei Riesen (Tři obří) – Talriss
- Pförtner (Fortnýř) – Hangel, Fliegende Brille
Zwischendurch haben sich alle wieder am Karlik getroffen, um ein bisschen Brot und Kekse zu snacken und zu evaluieren, wofür Nerven und Kraft noch reichen. Ferdi und Kai haben sich dann am Ameisenberg (Mravenčí Hora) mit Tarja getroffen und sind noch einige schöne Handrissmeter im Gelben Riss geklettert. Im Bestreben, noch eine große Route anzufassen, sind Svante und Johanna in Ilias Vermächtnis an der Bürgermeisterin (Starostová) eingestiegen und pünktlich zum Sonnenuntergang auch auf dem Gipfel angekommen.
Montag
Im Zelt liegend wurden wir weder von Kaffeeduft noch vom Muskelkater geweckt, sondern vom seichten Landregen, der die Felsenstadt schön durchgefeuchtet hat. Klar, dass unter diesen Umständen alle Pläne, noch einen Riss zu klettern, verworfen werden mussten und wir stattdessen beim Einräumen der Kofferräume mit dem Campingequipment Tetris gespielt haben.
Die schönsten Augenblicke hat Pepe in diesem YouTube-Video verewigt.
In diesem Sinne haben wir uns wieder vom tschechischen Sandstein verabschiedet. Es war aber bestimmt nicht das letzte Mal, dass wir die Felsenstadt besucht haben.
Ach so – die Goldene Regel Nummer 1 haben wir übrigens auch eingehalten: Sterben ist nicht!
Unterwegs mit Robert Leistner oder: Schwerklettern in der Waffenkammer der Sächsischen Schweiz
1.-3. Juli 2022
Unser Treffpunkt war diesmal die Radeberger Hütte in den Schrammsteinen. Scheinbar haben die letzten beiden Lehrgänge uns geprägt, denn die Hälfte des Felskaders hat spontan beschlossen, die Nächte nicht in der Hütte sondern in der hütteneigenen Boofe zu verbringen. In einer abendlichen Runde „Dixit“ haben wir außerdem herausgefunden, dass kreative Assoziationen nicht notwendigerweise zu den Kernkompetenzen des Felskader zählen. Was aber nicht weiter dramatisch war, denn dieses Treffen stand ganz unter dem Motto Schwerklettern im Sandstein.
Samstag
Mit Robert Leistner haben wir uns im Sandloch getroffen, um von unten schon mal die beeindruckenden Gipfel des Großen Doms zu bewundern. Warum der Große Dom? Weil hier – Roberts Aussage nach – die meisten schweren und langen Routen in schattigen und windigen Nordostwänden verdichtet sind.
Der erste Lagerplatz wurde unter der Zitadelle aufgeschlagen, um uns in mittelschweren Routen einklettern zu können. Und natürlich wurde auch der Klassiker der Wand (Domino) innerhalb von fünf Minuten nach Ankunft am Wandfuß angegangen (womit Lara gleichzeitig einen ihrer Zettelwege abhaken konnte). Als die Sonne dann doch rumgekommen ist, sind wir im Dom ausgeschwärmt, um für jeden eine passende schwere Route zu finden. Jannik und Julian haben sich am Dompfeiler dann an den athletischen Zügen von David gegen Goliath versucht und um die Ecke haben Christoph und Ferdinand an der Crux vom Hurengebräu geknobelt, welches leider schneller als gedacht Sonne gefangen hatte. Am Domwächter wurden währenddessen die Klassiker Direkter Säbel von Johanna und Degen von Ronja in Angriff genommen. Und weil sie in unserer Dom-Klassikerrunde auch die nicht fehlen durfte, wurde an der Domkanzel noch die einmalige Traumzeit (sowie einige angrenzende Routen) in diversen Besetzungen geklettert.
Währenddessen war Robert schwer beschäftigt, zwischen den einzelnen Gipfel hin- und herzuwechseln, anzufeuern und Routenempfehlungen, Tipps sowie wichtige Hinweise zu geben.
Routen, die wir am Samstag unter anderem noch durchgestiegen sind:
- Zitadelle – Wachparade
- Zitadelle – Sturmangriff
- Domspitze – Weiße Taube
- Rohnspitze – Kreuzweg
- Rohnspitze – Direkte Ostwand
Bevor wir am Abend die verdiente Tonne Nudeln kochen konnten, wurde der Felskader erstmal in der Kirnitzsch vom gröbsten Schweiß und Dreck befreit, was nach einem anstrengenden Tag in der Sonne auch dringend nötig war. Bis spät in die Nacht hat Robert dann noch ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert und über seinen Weg zum Klettern reflektiert. In einer wilden Mischung aus „Das war für mich ein eindrücklicher Moment!“, „Hier müsst ihr unbedingt mal hoch!“ und „Diese Story der Sächsischen Schweiz sollte man kennen.“ konnten hier sicherlich alle von uns ein wenig Inspiration für künftige Projekte und Ziele mitnehmen.
Sonntag
Nachdem Svante als Morgensport den Mooshaufen Hüttenwart seiner persönlichen Quackensammlung hinzugefügt hat, ist am Sonntag semidemokratisch die Entscheidung gefallen, noch einmal in die Affensteine zu gehen, um noch ein paar Felskader-Zettelwege abzuhaken und für die letzten Kraftreserven noch ein paar schwere Nordseiten als Option zu haben. Am Freien Turm angekommen wurden wir bereits durch vom Partisan herüberschallende, fröhliche Bergsteigerlieder begrüßt; es herrschte ordentlich Betrieb. Bevor die Sonne die Westseiten erobern konnte, ist Svante dann in die Direkte Feuerwand (seinen Zettelweg) ein- und diese dann auch kompromisslos im Onsight durchgestiegen. Johanna hat währenddessen souverän ihren Zettelweg (die Partisanenhangel) vorgestiegen. Währenddessen hat Kai auf der Schattenseite das Vollständige Fundament angefangen, dass wir dann in Teamaktion bis zum letzten Ring durchgestiegen sind. Wir haben den Tag dann mit einer Handriss-Übungsrunde im Brosinnadel Talweg, den Felix und Sebastian in der Zwischenzeit vorgestiegen sind, abgeschlossen und uns wieder auf den Heimweg begeben.
Routen, die wir am Sonntag ebenfalls noch gemacht haben:
- Amboss – Schmied und Geselle
- Flachsköpfe – ABS
Vielen Dank nochmal an Robert Leistner für die Motivation zum Schwerklettern im Sandstein! Mal sehen, in welche schweren Routen wir uns in nächster Zeit noch so reintrauen, beziehungsweise welche von den im Lehrgang begonnenen noch zu Ende geführt werden.
Unterwegs im Madagaskar Mitteldeutschlands
Roter Bruch, 27. – 28. August 2022
Nachdem wir in Franken bereits Projektieren und mit Robert Leistner das Schwerklettern im Sandstein geübt hatten, sollte unser neuntes Treffen sich mit der Kunst des Onsight-Kletterns beschäftigen. Ort dafür war, sehr zu meiner Freude, das splitterige, rote Vulkangestein mit seiner Kletterei für Liebhaber, in dem ich die Anfänge meiner Kletterkarriere verbracht habe. Im Porphyr lernt man vor allem 1-A Leistenpower, Fingerklemmer, Tritttechnik auf Kratzerleisten und Schmerztoleranz … ich weiß, wovon ich rede. Eigentlich wollten wir als Felskader ja ins Mekka des Mitteldeutschen Sportkletterns (also nach Löbejün) fahren. Dann kamen die Gewitter, über die wir gar nicht so böse sein konnten, hat der Regen doch die akute Waldbrandgefahr in unserer geliebten Sächsischen Schweiz gesenkt. Das Ergebnis war dann folgender Kompromiss:
Wir haben den Samstag nach viel kurzfristiger Planung im XXL in Dresden (mit für die meisten vielen unbekannten Routen) verbracht. Auch wenn Plastik und Fels, vor allem in Bezug auf Onsight-Klettern, zwei sehr verschiedene Welten sind, konnten wir doch nochmal die grundlegenden Taktiken durchgehen. Eine Videoanalyse von unseren Versuchen in Routen an der eigenen Schwierigkeitsgrenze hat persönliche Stärken und Schwächen offengelegt, die uns vorher vielleicht noch nicht so bewusst waren.
Die verdiente Kaffeepause im Nieselregen haben wir dann genutzt, um zukünftige Pläne für den Felskader zu schmieden und vor allem auch, um unseren nächsten Lehrgang im Oktober vorzubereiten.
Das Felskader-Basecamp wurde schließlich bei Johanna und Rosa in der WG aufgeschlagen, wo wir den Abend über einer Runde „Zug um Zug“ verbracht haben. Ob die Gesellschaftsspielentscheidung etwas mit dem Ablauf des 9-Euro-Tickets zu tun gehabt hat, ist nicht überliefert.
Die Zielauswahl für den Sonntag war dann erstaunlich kniffelig. Löbejün ist aus Weggründen ausgeschieden und die Golzernmühle (quasi mein Wohnzimmer ;) ) aufgrund von Bedenken wegen der Feuchtigkeit. Also sind wir nach Mittweida zur 30 Meter hohen Hauptwand des Roten Bruchs gefahren und haben dort die vier besten Routen belagert. Das wären:
Desert Gold 8+
Bekommt drei Sterne vom Felskader, weil nicht das Wasser aus Leisten gepresst werden muss, sondern ein Mix aus technischen und kräftigen Zügen in der Hangel-Verschneidung gefordert wird. Am Ende haben wir diese Tour sogar allesamt Rotpunkt geklettert.
Desert Storm 8+
Eine der längsten Routen in Mittweida. Da die Leisten in der Mitte der Route mit Sika (dem Sandsteinverfestiger des Porphyrs) verstärkt wurden, lässt sich die Route super klettern, es müssen aber trotzdem ein oder zwei üble Kratzer festgehalten werden.
Kontaktverbot 9
Geht nur durch die halbe Wand, lässt sich aber bis zum Boulderproblem knapp unter dem Umlenker gut klettern. In der Crux werden die oben beschriebenen vier Komponenten des Porphyrkletterns gleichzeitig benötigt: Leistenpower, Fingerklemmer, gut gespannte Schuhe und Schmerztoleranz. Das ist Svenja und Kai auch im Rotpunkt gelungen.
DJ Clue 9
Da Jannik der Erstbegeher dieser kurzen aber heftigen Route ist, war es quasi Ehrensache mal einzusteigen. Nach Ausbruch einer Leiste ist die Tour wesentlich härter geworden und bietet in der Mitte ein zusammenhängendes 12-Züge-Boulderproblem. Kais finaler Rotpunktversuch wurde leider durch Ausbruch des wichtigsten Tritts gestoppt.
Als wir zwischendurch die Energiereserven am Wandfuß wieder aufgefüllt haben, hatte die Kombination aus 100% Luftfeuchtigkeit, großen Wänden und übermäßiger Pflanzenwucherung fast was Tropisches. Wir waren also zwar nicht im Mekka, dafür aber im Madagaskar Mitteldeutschlands.
Klettern in Dolni oder: Saisonal, regional und ökologisch!
1. – 3. Oktober 2022
Schon viele Wochen im Voraus liefen für dieses besondere Modul die Vorbereitungen auf Hochtouren, schließlich sollte es unsere vorgezogene gemeinsame Abschlussfahrt werden. Die Zielauswahl wurde wochenweise größer und kleiner, ständig kamen neue Ideen dazu und andere wurden abgewählt, Packlisten wurden geschrieben, Kletterführer prophylaktisch ausgeliehen und Transportmittel organisiert. Nur ein Problem drohte in der Ferne und wurde mit jedem Tag offensichtlicher: Der wichtigste Faktor beim Klettern -DAS WETTER- wollte nicht mitspielen. Schlechtwetteralternativen hatten wir aber aufgrund unserer reichlichen Zielauswahl zum Glück genügend. So entschieden wir uns einen Tag vor Anreise gegen ein weit entferntes Ziel und verbrachten das verlängerte Wochenende im nahegelegenen Dolni Zleb im Elbtal.
Während alle Athlet:innen mit Schulpflicht am Freitag noch auf die erlösende Stundenklingel warteten, checkten manche Felskader-Mitglieder schon die ersten Routen in Dolni aus, bis wir uns am Abend, zum mittlerweile zweiten Mal, bei Rosa und Johanna in der WG “Mommsi” trafen, um dort für die nächsten Tage unser Lager aufzuschlagen. Nach dem Abendessen (serviert wurde typisches Rosinen-Curry nach „Johanna-Art“) und einer spannenden Runde „Zug um Zug“ (dieses Mal Schweiz statt Europa) wurde der Wecker auf 6:20 Uhr gestellt, um den ersten Direktzug vom Hauptbahnhof nicht zu verpassen, denn der fährt schließlich nur aller 2 Stunden.
Der erste Blick auf die Wetterprognose am Morgen war je nach Wetterapp mehr oder weniger vielversprechend. Nachdem die Wetten abgegeben wurden, wann es anfangen würde zu regnen (zwischen 11 und 16 Uhr war einiges dabei), ging es noch leicht verschlafen, aber trotzdem motiviert zum Bus. Am Bahnhof schloss sich uns der Fotograf Steven Weisbach an und fuhr mit uns im Frühzug auf die tschechische Elbseite. Im Dolni-Hauptsektor (oder DHS, wie Rosa sagen würde) angekommen, fanden wir glücklicherweise einige trockene Wände und konnten einen für alle erfüllten Klettertag verbringen. Dabei kletterten wir unter anderem die „Hautmaske“ 7a, “Runzel” 7b+, „Lauf“ 8a, “Schwarze Kreuzotter” 7c+, „Tvrdolín“ 7b+ und “Höllenreigen” 6c+, “Engelchen und Teufelchen” 7a+ außerdem wurden fleißig weitere Projekte ausgebouldert.
Zum Abschluss des Tages fanden wir uns dann alle platt und mit wenig Haut auf den Fingern in der gemütlichen Kletterkneipe bei Kosti ein und studierten bangend den Wetterbericht des nächsten Tages. Nach längeren Diskussionen über die Regenwahrscheinlichkeit und die möglichen Aktivitäten einigten wir uns nach dem Abendbrot in unserem „WG-Basislager“ nicht ganz einstimmig auf einen Ruhetag.
Dementsprechend begann der nächste Tag für alle etwas entspannter. Nach einem ausführlichen Brainstorming zu sportlichen Ruhetagsbeschäftigungen, mit den verschiedensten Ideen vom Golfsimulator in Svantes Garage über Schwimmtraining bis zu Crossläufen wurde schließlich ein Risstraining im selbstgebauten Holzriss bei Sebastian und Marie als offizielles Ruhetagsprogramm auserkoren. In kleiner Runde wurde sich hier beim Bouldern, Faust- bzw. Handrissdachklettern und Yoga für einen Ruhetag angemessen verausgabt. Im Anschluss gab es noch eine gemeinsame Volleyball- und Spikeballrunde, bevor wir den Tag mit selbstgemachter Spinat-Gemüse-Lasagne beendeten. Zum zweiten Mal wurde der Wecker motiviert auf 6:20 Uhr gestellt.
Nach dem wir uns am nächsten Tag aus dem Bett gewälzt, das obligatorische Haferflockenmüsli verschlungen und unser Kletterzeug geschnappt hatten, ging es erneut mit dem Zug nach Dolni. Auch dieses Mal waren die Bedingungen gut und uns gelangen die „Schwarze Kreuzotter“ 7c+ (Ferdinand im zweiten Versuch), „Tvrdolín“ 7b+ (Johanna), „Sackgasse“ 7b+ (Ferdinand) und die „Erste Runzel“ 7b+ (Ronja im zweiten Versuch). Außerdem projektierten wir noch in „El Niño“ 7c, „Spanische Fliegen“ 7b und „Engelchen und Teufelchen“ 7a+. Die Zeit verging wie im Flug und mit einem etwas längerem Sprint Richtung Bahnhof kamen wir zum Abschluss noch in den Genuss eines maßlos überfüllten Regionalzuges (mit Kletterrucksäcken ein echtes Abenteuer) und konnten das gemeinsame Wochenende geschafft, aber glücklich am Hauptbahnhof beenden.
Einig waren wir uns alle, dass wir trotz des eher durchwachsenen Wetters das Beste aus der Situation gemacht haben und wir sind definitiv motiviert unsere Abschlussfahrt bei besseren Bedingungen nachzuholen; unsere Vorbereitungen sollen schließlich nicht umsonst gewesen sein!
Verletzungsprävention oder: Tapekunstwerke und Kinoabend
19. – 20. November 2022
Nachdem das Jahr 2022 eine geradezu absurd lange Klettersaison hatte, fand unser letzter Lehrgang bei sympathischen -3 °C Außentemperatur statt. Auch wenn es Menschen geben soll, die bei solchen Conditions erst so richtig warmlaufen, waren wir doch ganz froh, die Klettersaison bereits beendet zu haben und das Jahr mit einem eher theoretisch orientierten Lehrgang abzuschließen.
Zum letzten Lehrgang des Jahres haben wir uns in der SBB-Kletterhalle getroffen, die aus zwei Gründen für unseren Lehrgang ideal war: Erstens hat sie einen funktional ausgestatteten Seminarraum und zweitens eine Heizung.
Für den inhaltlichen Teil des Lehrgangs, Verletzungsprävention, hatten wir den Physiotherapeuten Jakcob Lorenz bei uns, der uns im Verlauf des Samstags in drei Kapiteln die wichtigsten Stellschrauben eines möglichst verletzungsfreien Kletterlebens erklärt hat.
Los ging es mit 1.) der idealen Erwärmung, die je nachdem, wen man fragt, sehr unterschiedlich ausfallen kann. In Teamarbeit haben wir je ein kurzes Erwärmungsprogramm für die Halle und für den Fels erstellt und im Anschluss auch ausgetestet. Auf großes Interesse ist Kais Blackroll-Erwärmung gestoßen, mit der wir eine weitere Viertelstunde auf den Yogamatten lagen und die wichtigsten Muskelgruppen warmgerollt haben.
Nach einer kurzen Kaffeepause sind wir dann tief im Thema 2.) Trainingsplanung verschwunden und haben uns darüber unterhalten, was eine gute Trainingsstruktur ausmacht und wie wichtig sinnvolle Pausenzeiten sind, um Überlastungen zu vermeiden. In diesem Zusammenhang war auch die Besprechung der wichtigsten Kennzeichen von Übertraining interessant.
Sehr praxisorientiert war dann 3.) der Umgang mit Verletzungen. Nachdem wir die wichtigsten Kletterverletzungen einmal durchgesprochen hatten (und wir alle darüber resümiert haben, welche Verletzungen wir bisher so gesammelt haben), wurde die hohe Kunst des Tapens geübt. Wir haben sicherlich über eine Stunde damit verbracht, bunte Kinesiotape-Streifen zurecht zu schneiden und dann Unterarme, Knie und Schulter möglichst professionell zu stabilisieren. Diverse Fingertapes wurde anschließend im kleinen SBB-Boulderraum geübt.
Gegen 19 Uhr waren unsere Köpfe dann so dicht, dass wir uns erstmal die Seile geschnappt haben und eine Runde klettern gegangen sind – natürlich nicht, ohne uns vorher nochmal ordnungsgemäß zu erwärmen.
Nach dem obligatorischen Topf Nudeln mit Tomatensoße (keine Experimente in den letzten Lehrgängen) haben wir uns den Beamer organisiert, die Crashpads zu einem Kinokuschelhaufen zusammengeschoben und einen kleinen Filmabend veranstaltet. Als Vorfilm gab es den gerade neu erschienenen Film über die erste Begehung von „Megatron“ 9a, wobei es immer sehr beeindruckend aussieht, wenn die starken Jungs sehr schwere Züge sehr leicht aussehen lassen. Anschließend wurde noch der gute alte Klassiker „The sharp end“ eingelegt, in dem ein zehn Jahre jüngerer Bernd Arnold und Robert Leistner markige Sprüche raushauen und aus Sicht der Amerikaner das Elbsandsteingebirge, die Böhmische Schweiz und Adersbach eh irgendwie alle dasselbe sind. Für viel mehr hat es auch nicht mehr gereicht, weil im Abspann der halbe Felskader nach diesem intensiven Tag schon eingeschlafen war.
Damit liegt nun auch unser letzter Lehrgang im Jahr 2022 hinter uns. Wir halten jetzt erstmal Winterschlaf, kraxeln auf die Ski oder schließen uns im Trainingsraum ein und sehen uns dann im neuen Jahr wieder.
Geschlechterspezifik oder: „Von Hormonen und Verhalten“
04.03.2023
Zwei Jahre sind wie im Fluge vergangen und der letzte offizielle Felskaderlehrgang liegt hinter uns. Da bei Temperaturen um die Null und einer pappnassen Schneedecke an draußen klettern noch nicht zu denken war, haben wir uns stattdessen in der „Mommsi“ (dem inoffiziellen Felskader-Basecamp) getroffen, mit einem sehr spannenden Thema auf der Tagesordnung. Geschlechterspezifik - was meinen wir damit eigentlich genau? Nun, ganz allgemein: Alles, was die Geschlechter physiologisch voneinander unterscheidet und auch, wie alle Stereotype und Rollenbilder, die an Geschlechter geknüpft sind. Und vor allem: Wie gehen wir damit um, in einer in klettertechnischer Hinsicht männerdominierten Region wie der Sächsischen Schweiz? Eine Frage war jedoch: von welcher Seite nähert man sich einem so hochkomplexen Thema? In diesem Zusammenhang hat es sich mal wieder erwiesen, dass manchmal auch nur ein paar Fragen und ein Rahmen nötig sind um einen lehrreichen Tag zu füllen und so ist es einfach ein offener und ehrlicher Erfahrungsaustausch geworden.
Bei einer Tasse Tee hat uns Marie erstmal einen kurzen Abriss über die wissenschaftlichen Studien der Unterschiede zwischen den biologischen Geschlechtern Fau und Mann im Sport gegeben. Besonders spannend war dabei zu sehen, in welchen Sportarten die Leistungsunterschiede besonders groß bzw. besonders klein sind und was für Faktoren eine Rolle spielen. Interessant war auch, dass es geschlechtertypische Verletzungen gibt und auch die sehr unterschiedliche hormonelle Ausstattung von Männern und Frauen wurde diskutiert.
Mit diesen „Hard Facts“ im Gepäck haben wir unsere Runde dann geteilt, in eine Jungs- und eine Mädelsrunde mit einen sehr persönlichen Erfahrungsaustausch in Bezug auf Geschlechterrollen im Klettersport:
Unser Gespräch hat sich im Grunde erstmal darum gedreht, uns bewusst zu machen, an welchen Stellen wir stereotype Verhaltensweisen wahnehmen und zeigen. Relativ schnell waren wir dann im Bezug auf die Sächsischen Schweiz am Punkt uns zu überlegen, wer eigentlich die Ziele (Wo gehen wir heute hin?) vorgibt und wer am Fels zuerst einsteigt (meistens der Mann). Dann andersherum: Was nehmen wir als mehr wert / wichtiger wahr: Unseren IXc Vorstieg, oder dass wir danach noch eine VIIc nachsteigen? Und warum wollen wir überhaupt schwer klettern?
Das Thema der oft unterschiedlichen Risikowahrnehmung war auch dabei. Da ein männliches Individuum scheinbar im evolutionären Durchschnitt nicht ganz so stark darauf fokussiert wurde, am Leben zu bleiben, stellt uns das vor die Herausforderung, verantwortungsbewusst mit der Entscheidung „Augen zu und durch“ umzugehen.
Und auch das Thema „Oben ohne Bouldern“ wurde hinlänglich diskutiert. Konsens: In der Halle uncool, am Fels in der Pampa kommts drauf an.
Aus den Punkten, die wir für uns als relevant befunden haben, haben wir um Anschluss dann gemeinsam eine Synthese entwickelt, sozusagen unseren kleinen Felskader-Kodex:
- Allen Menschen ohne Vorurteile und Stereotypen begegnen
- Jede Leistung gleich wertschätzen
- Zurückhaltende Personen aktiv fördern
- Schwäche zulassen und eingestehen können
- Persönliche Grenzen erkennen und akzeptieren
- Bei der Entscheidungsfindung in der Gruppe jede Stimme gleichberechtigt wahrnehmen und sich dessen bewusst werden
- Geschlechterrollen bewusst hinterfragen und nicht zur Grundlage des eigenen Handelns machen
Und weil das dann doch ziemlich viel Deeptalk war, sind wir den Rest des Tages ins Mandala Bouldern gewesen.
Abschlussfahrt der ersten Felskader-Generation in die Pfalz
07.04.2023 – 10.04.2023
Wenn man eine Abschlussfahrt plant, kann es echt schwierig werden, die Bedürfnisse von Student:innen, Abiturient:innen und arbeitstätiger Bevölkerung unter einen Hut zu bekommen. So kamen für uns am Ende nur die Ostertage in Frage – vier Tage, die uns allen wichtig waren und deshalb lange im Voraus festgelegt wurden. Eine große Runde war am Start. Somit war auch die Logistik anspruchsvoller als sonst. Bei der Frage, wer denn jetzt wie lange wo bleibt, mit welchem Auto anreist und natürlich ob 12 Brote für die Mannschaft viel oder wenig ist, oder wie viel Kilo Möhren man für die Gemüsepfanne des Abendessens braucht… da kann man sich schon ein bisschen die Zähne ausbeißen. Das hat der Motivation, noch ein letztes Mal in großer Runde rauszufahren aber keinen Abbruch getan. Im Gegenteil.
Unser alter Spezi - das Wetter- hat schlussendlich dafür gesorgt, dass doch keine alpinen Ziele angesteuert wurden und wir uns stattdessen die wunderschönen roten Sandsteinriffe der Pfalz angeschaut haben. Untergekommen sind wir auf dem Naturzeltplatz am Reinighof, einem schönen Fleckchen Erde mit ökologisch nachhaltigem Konzept (inklusive Trockentrenntoilette) sowie einigen wirklich knuffigen Schafen, wobei wir den Zeltplatz im Großen und Ganzen nur zum Essen und Schlafen verwendet haben. Kurz dazu: Der Gastwirt hat uns bei der Abreise noch gefragt, ob es uns denn gefallen hätte, er hätte uns nie gesehen. Das mag durchaus daran gelegen haben, dass wir grundsätzlich bis zum Sonnenuntergang (und auch darüber hinaus) klettern waren, im Anschluss schnell eine Kilotonne Essen kochten und erschöpft in unsere Zelte fielen. Insofern – die wenigen Tage gemeinsam wurden intensiv genutzt.
Freitag – Retschelfelsen und Retschelgrat
Nach der langen Autofahrt noch ein bisschen Fels unter die Finger zu bekommen, hat sich Freitag richtig gut angefühlt. Der Retschelfelsen besticht optisch durch einen großen Torbogen, der von mehreren schönen Linien durchzogen wird. Für alle Interessierten gab es dann von Rosa und Hanna Kallweit, die unsere Fahrt begleitete, einen kurzen Crashkurs zu Friends und Keilen, welche in der Pfalz zur Absicherung genutzt werden dürfen. Da hier aber keine Theorie so gut wie die Praxis ist, haben wir uns dann schnell ein Rack geschnappt und mit Christophs Weg (den ich am Ende aber gar nicht geklettert bin;) ), Westlicher Südweg und Alter Südweg die Risse belagert. Ebenfalls durchgängig beklettert wurde „Nach all den Jahren“ (8-), eine steile Wabenroute durch den Torbogen. Kai und Jannik haben sich währenddessen am Retschelgrat die kurzen, aber schweren Bouldertouren angeschaut (u.a. Gamba, Gecko und The big easy).
Das Wetter hat uns dann allerdings zu einer hastigen Abbauaktion sowie Rückzug zum Zeltplatz gezwungen. Dieser sollte für die Ostertage aber tatsächlich der letzte Regenschauer bleiben.
Samstag – Luger Geiersteine
An Geierkopf und Geierschnabel haben wir bei schönem Wetter mal die ganze Felspalette der Pfalz kennengelernt. Mit der „Direkten Nordwand“ (8-) gabs eine spannende, enge Schulterrissverschneidung zu absolvieren, direkt daneben in der „Zentralen Nordwand“ (9-) ein schweres Plattenproblem an Quarzkieseln und Ferdi hat mit „Just married“ (9-/9) den steilen Überhang ausprobiert. Natürlich haben wir uns auch die Genusskletterrouten angeschaut: Die „Geierwally“ (7), „Gabis Weg“ (7+/8-) sowie „Kein Anfang vom Ende“ (7+) an schönsten Pfälzer Waben. Ronja hat sich dann im „Endspiel“ (9-) festgebissen, einer recht definierten Bouldertour, die sie mit Kai und Christoph bis zum Sonnenuntergang mit hilfreichen Tipps eines älteren Locals projektiert hat.
Sonntag – Burghaldefels
Ostersonntag war unser wahrscheinlich intensivster Klettertag. Ich glaube in Summe sind wir tatsächlich so gut wie alle Routen der Hauptwand geklettert, welche da wären:
- Spätlese 7
- Venice Beach 8-
- Lagerweg 6+ (Trad, ein eigentlich leichter, aber perfekter Übungsriss mit allen Breiten zwischen Finger und Arm)
- Leistenbruch 7+
- Wendehals 8+
Und mit dem „Hai“ (8) sind wir alle mal durch den steilen Wabenüberhang der schönsten Route der Wand geturnt.
Den Burghaldefels haben wir unter wegen dem „Magnetfinger“ (9+) ausgewählt, die wohl berühmteste Route der Pfalz. Sie wurde von uns allen reihum probiert und wir waren überrascht, welche unterschiedlichen Varianten sich für die Crux alles finden ließen. Die einzige erfolgreiche Rotpunktbegehung hat sich dann Rosa gesichert (allerdings erst zwei Tage später).
Intensiv projektiert wurden auch die drei Bretter direkt daneben:
- Schlendern ist Luxus (9+/10-)
- Fire, Ice and Dynamite (9+/10-) (mit Rotpunktbegehungen von Ferdi, Jannik und Felix)
- Zero Effort Climbing (10), eine Route mit verpflichtendem Figure-4-Cruxzug, in der wir einen Local aufgegabelt haben, der sich sichtlich gefreut hat, am Ostersonntag so zahlreiche und motiverte Unterstützung beim Projektieren zu bekommen.
Kai, Svante und Ronja sind im Kletterführer noch auf folgende Beschreibung gestoßen: „fruitfly free zone“ (9+) – Wildes Gehüpfe am 5.R, Froschfaktor 8. Und ich weiß nicht sicher, ob sie aufgrund dieses wirklich ikonischen Routennamens oder aufgrund des Froschfaktors eingestiegen sind, aber die diversen (und später auch erfolgreichen) Doppeldynoversuche sahen äußerst spektakulär aus.
Und damit wollte der Tag einfach nicht enden, sodass immer noch jemand einen Rotpunktgo in eine der vielen Touren geschossen hat und wir wirklich erst als es dunkel war den Rückweg angetreten haben.
Montag – Lämmerfelsen
Montag blieb uns noch ein halber Tag, bis sich die meisten wieder auf den Rückweg gemacht haben. Und die Lämmerfelsen waren für uns ideal, weil alle sich wieder -ganz nach ihrem Gusto- Routen aussuchen konnten.
So sind Svante und Lara erst die berühmte Bockverschneidung am Bockturm geklettert, um dann noch den Theoturm Svantes persönlicher Gipfelsammlung hinzuzufügen. Ebenfalls Lust auf Tradklettern hatten Ferdi und Jannik, die am Hirtfels die Direkte Nordwand geklettert sind. Und alle Sportkletterfanatiker:innen haben sich in den drei Kinglines Batman (8+), Kathedrale (9) und Sandschloss (9-) ausgepowert.
Und damit ist unser letzter Lehrgang zu Ende gegangen. Viel ist passiert in den letzten zwei Jahren. Wir haben ganz schön was gelernt, uns weiterentwickelt, tolle Erfahrungen gemeinsam am Fels gesammelt. Deshalb soll hier am Ende auch noch Platz sein für ein Dankeschön an alle Trainer:innen des Felskaders, die mit großem persönlichen Engagement so viele tolle Lehrgänge vorbereitet und begleitet haben. Der Dank geht auch an alle Externen, die das Projekt mit ihrer Expertise bereichert haben und alle vor und hinter den Kulissen, die dafür gesorgt haben, dass das Projekt Felskader überhaupt erst aus der Taufe gehoben wurde.
Es ist ein also ein Abschied, aber nur ein kleiner, denn wir werden weiterhin in alter und neuer Kombination durch den Wald rennen und Felsen unsicher machen und schlussendlich trifft man sich beim Klettern ja ohnehin immer wieder.
Text: Christoph Doktor